Comicreview: Der Selbstmörderclub von Robert Louis Stevenson

Published by Marco on

Herausgeber: Splitter
Veröffentlicht: 01.07.2012
Künstler: Eddy Vaccaro, Clément Baloup, Robert Louis Stevenson
Art: Hardcover im Schutzumschlag
Seiten: 96
Sprache: deutsch
Preis: 19,80 €
U-Bahnlesetauglichkeit: Das Skelett auf dem Cover ist das gruseligste Bild in der Geschichte
Rating: Drei von fünf mit Leichen gefüllte Koffer.

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Robert Louis Stevenson kennt man natürlich als den Auto von “Die Schatzinsel” und  “Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde”, wohingegen zumindest mir die Geschichte “Der Selbstmörderclub” ziemlich unbekannt war. Dieser Fakt, das Cover und dass hier versucht wurde, eine klassische Geschichte in Comicform zu bannen, war Anlass genug, mir das ganze mal näher anzuschauen. Ob die Geschichte wirklich so mit schwarzem Humor gespickt ist, wie sie sich bewirbt, ob ich einen Stevenson-Roman erkennen könnte, wenn ich ihn lese und wie ich das alles fand, könnt ihr in folgender Review nachlesen.

Und? Könntest du einen Stevenson erkennen, wenn du ihn liest?

Natürlich nicht. Dazu fehlt mir einfach die nötige Bildung in klassischer Literatur. Was ich aber über diese Geschichte im Speziellen sagen kann, ist, dass sie wirklich äußerst interessant ist. Die Geschichte dreht sich um Prinz Florizel von Böhmen, der immer wieder auf der Suche nach außer gewöhnlichen Erlebnissen ist. Er langweilt sich schlichtweg in seinem Reichtum und das Fernsehen wurde ja auch noch nicht erfunden. Eines Tages erfährt er von einer sehr elitären Gesellschaft, dem titelgebenden Selbstmörderclub, in dem es darum geht, dass eine Gruppe von Leuten auslost, wer Mörder und wer Opfer sein wird. Dabei ist das alles nicht metaphorisch zu sehen, sondern purer ernst: Jemand wird sterben und jemand wird zum Mörder. So sind die Regeln. Entschieden wird das per Los und diese Gesellschaft ist voll von Persönlichkeiten, die entweder eine ernst zunehmende Todessehnsucht mit sich tragen oder eben auf der Suche nach wirklich außergewöhnlichen Erlebnissen sind.

Der Prinz erkennt ziemlich schnell, dass der einzige Gewinner in diesem makaberen Spiel der Präsident der Gesellschaft ist und will ihn zur Rechenschaft ziehen. Allerdings legt man sich mit Männern, die so eine im Untergrund agierende Organisation leiten, nicht so leichtfertig an. Das wissen wir ja alle seit “Fight Club”, aber wie gesagt gab es damals ja noch keine Fernseher.

Und wie nah ist es an der Vorlage?

Das kann ich natürlich nicht mit Gewissheit sagen. Allerdings waren manche Wendungen so schwer zu verfolgen und manche Schlüsse so unschlüssig, dass ich nochmal eine Inhaltsangabe im Internet lesen musste, um zu verstehen, was da eigentlich genau passierte. Das Kuriose ist allerdings hierbei, dass die Geschichte hauptsächlich von den Gesprächen der Figuren getragen wird und die Bilder das Gesprochene eher unterstützen. Das ist ein Stil, das kann man machen, ist aber eben schwierig, wenn man dem, was da erzählt wird, nicht so recht folgen kann.

War es denn hübsch?

Auf den ersten Blick wirken die Zeichnungen etwas verwaschen und unscharf, wenn man das so nennen kann. Man ist auch sehr mit dem Lesen beschäftigt, weswegen sie einem vielleicht auch im ersten Moment nicht auffallen. Blättert man sich aber durch das Buch, stellt man fest, dass ziemlich Schönes gemacht wurde. Die Bilder sind, je nach Situation, in einer bestimmten Farbe gehalten, die so direkt eine gewisse Stimmung erzeugen. Liest man dazu die Texte, nimmt man die Bilder quasi im Augenwinkel wahr und empfindet so womöglich direkt die vom Autor bzw. vom Zeichner gewünschte Stimmung. Vielleicht interpretiere ich da ein bisschen viel, aber die Szenen im Palast sind orange, in der Gesellschaft schwarz . Natürlich gibt es auch korrekt kolorierte (wenn man das so sagen kann) Bilder, aber ich möchte das gerne so glauben. Zumal der Anfang der Geschichte stellenweise für den Prinzen auch so surreal ist, dass die fremdartige Farbgebung total viel Sinn ergibt, während es später eine Verfolgung ist, wo der Charakter seine Umgebung natürlich klarer wahr nimmt.

Fazit: Es ist schwierig. Eigentlich ist es ein schönes, sehr volles Buch, aber es hat eben auch seine Längen und ist manchmal sehr verwirrend. Dafür ist es mitunter ziemlich schön und auf eine Weise auch einfach gezeichnet, was sich erst später entfaltet. Vielleicht hat man hier mehr Spaß dran, wenn man die Romanvorlage kennt und genoss. Wenn man da aber so völlig unbedarft rangeht, ist es mitunter doch sehr, sehr schwierig.

 

Vielen Dank an Splitter für das Rezensionsexemplar.

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