“The Story Of Technoviking” ist eine Doku über Memes, Persönlichkeitsrecht und eben den Technoviking und seine Geschichte

Published by Marco on

Ihr kennt den Technoviking. Jeder kennt den Technoviking. Wer den Technoviking nicht kennt, war Ende der 2010er Jahre entweder noch nicht im Internet oder hat einfach vergessen, wer der Technoviking ist. Aber so oft, wie ich jetzt schon Technoviking schrieb, müsstet ihr vermutlich langsam wieder eine dunkle Erinnerung an den tanzenden Hühnen haben, der auf einem Musikfestival erst eine Frau beschützte, dann tanzte, etwas Wasser trank, einen Flyer zerriss und vor allem bedrohlich deutete. Natürlich kennt ihr den Technoviking.

Vielleicht habt ihr aber sogar auch das Ende der Geschichte um diese Internetpersönlichkeit mitbekommen, in dem er dem Schöpfer des initialen Videos, Matthias Fritsch, die Verbreitung des Werkes aufgrund seiner Persönlichkeitsrechte untersagte. Das fanden wir alle damals ein bisschen uncool, aber uncooler fand er es wohl, was in der Zwischenzeit aus ihm geworden war. Aber da greife ich der Dokumentation hier vor, die ihr euch wirklich alle anschauen solltet.

Die Dokumentation beginnt natürlich mit dem Video “Kneecam No. 1”, das den Technoviking auf der Fuck Parade, einer Gegenveranstaltung der Love Parade, zeigt. Matthias Fritsch geht dann noch weiter und zeigt uns, wie einige Jahre später das Video entdeckt und glorifiziert wurde, zeigt auch einige der unzähligen Remixes und Interpretationen des Werkes, beleuchtet ehrlicherweise sogar, wie und wie viel Geld er damit verdiente (echt nicht viel), bis die ganze Geschichte in der Gerichtsverhandlung gipfelt, in der verhandelt wurde, ob der Technoviking überhaupt einen Anspruch auf seine Forderung hat, das Werk aus dem Netz zu löschen. Es ist alles irre dramatisch, aber uns wird auch erklärt, wie Viralität von Memes im Internet eigentlich funktioniert, stellt aber vor allem auch die Frage, ob das Recht am eigenen Bild heutzutage noch sinnvoll oder gar zeitgemäß ist. Interessant finde ich da auch den Aspekt, dass das Gericht seinerzeit urteilte, dass Matthias Fritsch mit “Kneecam No. 1” gar kein künstlerisches Werk schuf, da er “nur” filmte, der Protagonist aber die eigentliche Arbeit tat.

Es ist alles ein bisschen ernüchternd, aber irre interessant, weil hier auch viele Experten aus unterschiedlichsten Fachbereichen (Anwälte, Künstler, Medienmenschen) zu Wort kommen und ihre Standpunkte verdeutlichen, die tatsächlich mitunter sehr unterschiedlich sind. Der Film stammt zwar von Matthias Fritsch selbst, allerdings stellt es ihn nicht als Opfer des Technovikings dar sondern beleuchtet die Geschehnisse sehr ehrlich und sachlich und mitunter in recht holprig klingendem Englisch.

Ein bisschen eklig finde ich aber die Stelle, in der angesprochen wird, dass Firmen gerne Einfluss auf diese Mechanismen hätten, um damit ganz viel Geld zu verdienen. Gut, der Fakt ist existent, aber mir missfällt der Gedanke leider sehr. Später wird aber alles gut, wenn das ganze Thema, vor allem über die Rechtslage, auf eine dem Kapitalismus ferne Ebene gehoben wird, obwohl natürlich auch gesagt wird, dass der Technoviking sich selbst durchaus gut hätte vermarkten können, wenn er das gewollt hätte. Natürlich ist es aber auch sein Recht das ganz und gar nicht zu wollen.

Jedenfalls: Tolle Dokumentation! Vor allem auch, weil das betreffende dokumentierte Objekt nie wirklich zu sehen ist.
Übrigens kann man auf der Seite zur Doku auch den ein oder anderen Euro hinterlassen, wenn man das möchte. Aber muss man nicht. Kann man aber. Hab ich auch. (via)


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