Comicreview: RED
Titel: RED
Herausgeber: Panini
Künstler: Warren Ellis, Cully Hamner
Art: Gesamtausgabe
Seiten: 84
Sprache: deutsch
Preis: 12,95€
Rating: Dieses Review hat mehr Worte, als der ganze Comic
Die Leseprobe gibt es, wie immer bei mycomics.de.
Und bestellbar ist es, auch wie immer, unter anderem bei Panini.
Derzeit steht ja die Premiere des Films RED, mit Bruce Willis, Morgan Freeman und Helen Mirren, in den deutschen Kinos an, was ich einfach mal zum Anlass nahm etwas total Verrücktes zu tun – nämlich die Comicvorlage vor der filmischen Umsetzung lesen. Ich bin da genauso verwirrt und erschrocken, wie ihr, aber ich glaube, dass wir das zusammen durchstehen können. Allerdings hoffe ich, dass mein Review am Ende nicht mehr Wörter enthält, als der Comic selbst.
Ab hier geht es dann mit den Spoilern los
Warren Ellis könnte man als Internetphänomen, aber auch als großartigen Author von großartigen Comis, wie Transmetropolitan, Ocean und Freak Angels kennen und so war ich natürlich gespannt wie der Hahn an der Pistole eines Ex-CIA-Agenten, die er gerade einem Wachmann ins Gesicht hält, wie denn die Comicvorlage nun ist, deren Verfilmung so hochkarätig besetzt wurde.
Tatsächlich wurde der Comic bereits zwischen September 2003 und Februar 2005 als dreiteilige Miniserie veröffentlicht und kam schon im Juni letzten Jahres als Sammelband heraus. Allerdings schlug er erst, vermutlich wegen angesprochener Verfilmung, kürzlich bei uns auf.
Worum geht es?
Ex-CIA-Agent Paul Moses möchte eigentlich nur seinen Ruhestand geniessen und seine Erinnerungen und Erlebnisse als Agent im Außeneinsatz verarbeiten oder zumindest verdrängen. Er möchte niemanden sehen, mit niemandem sprechen und schon gar nicht gestört werden, außer vielleicht von wöchentlichen Telefonaten mit einer jungen Dame vom CIA, dessen Rolle mir nicht ganz klar wurde, und Briefen von seiner in England lebenden Nichte.
Nun wird jedoch der neue Präsident der CIA, Michael Beesley, von seinem Stellvertreter in dessen Geschäfte eingeführt, wobei sie auch nicht um den Raum R herumkommen. Ein Raum, in dem er die abscheulichsten Abscheulichkeiten des CIA sieht, begangen von Paul Moses.
Beesley beschließt schnell Moses töten zu lassen, damit das Wissen um diese Taten niemals an die Öffentlichkeit dringen kann. Kurze Zeit später hat Moses die Attentäter auch schon erlegt und aktiviert Code Red. Die Jagd beginnt.
Was sagen die Bilder?
Herrausragend sind hier genau zwei Dinge: Zum Einen sind die Bilder, obowohl recht einfach, doch auch sehr aussagekräftig. Dass Moses einem Agenten einen Pfeil durch den Kopf steckt ist hier noch eines der harmloseren Panels. Die Grafiken könnten allein für sich auch als kleine Kunstwerke stehen, schaffen es aber gemeinsam ganz wunderbar die Story zu transportieren. Allein schon auf die Art, dass der Leser mit Moses zusammen einige seiner Taten in Flashbacks miterlebt.
Gezeichnet sind sie relativ einfach, mit starren Formen und wenigen Farben, was optimal zur Geschichte, ihrem schnellen Einstieg und ihrer Geradlinigkeit passt.
Die andere Sache, die mir sehr gut und auffiel ist, dass hier komplett auf erklärende Boxen am Panelrand verzichtet wurde. Die Story wird allein durch die Bilder fortgeführt, was auch dazu führt, dass hier sehr am Text gespart wurde. Zuerst wollte ich das noch als negativen Punkt anführen, bis mir allerdings klar wurde, dass das der Moral, dem Thema, des Comics absolut zuträglich ist.
Aber worum geht es denn nun genau?
Die Geschichte von RED ist nicht nur die Geschichte eines gealterten Ex-CIA-Agenten, der auf Rache sinnt, weil er um seinen Ruhestand betrogen wurde, sondern auch eine Geschichte über die Männlichkeit, über alte Werte und wie die heutige Gesellschaft mit diesen Dingen umgeht.
Gerade beim Showdown ist die Rede sehr oft davon, dass richtige Männer handeln und nicht reden, ihre Taten bereuen, aber auch unangenehme Entscheidungen treffen. So ein Mann ist Paul Moses, Michael Beesley ist es nicht. Auch schwingt hier eine sehr schöne Amerikakritik, vor allem auch an den geheimen Operationen der Geheimdienste, die solche Taten heute bestreiten, mit, denn Paul Moses ist ja genau der Mann, zu dem ihn sein Land gemacht hat. Und nun leidet, quasi, das Land unter seiner eigenen Schöpfung.
Eher ja oder eher nein?
Das ist hier tatsächlich eine sehr schwierig zu beantwortende Frage. RED ist vielleicht nicht der beste Comic von Warren Ellis und er ist auch sehr schnell ausgelesen, hinterlässt allerdings auch etwas zum Nachdenken. Vielleicht sollte man ihn besser als verbilderte Kurzgeschichte, denn wirklich als Comic im klassischen Sinn verstehen. Empfehlen würde ich ihn allerdings auch nur eingeschränkt. Ich würde in diesem Fall wirklich eher empfehlen, dass ihr euch mal die Leseprobe anschaut, bevor ihr ihn ordert.
Spaß gemacht hat er in jedem Fall, das allerdings nur sehr kurz.
6 Comments
David · 26. Oktober 2010 at 18:01
Ich hab den Film gestern gesehen… die erste Comicverfilmung, bei der ich das Buch nicht vorher gelesen hatte 🙁 Will das auf Englisch haben.
David · 26. Oktober 2010 at 18:08
Btw: kann Panini mir bitte auch mal Comics schicken? Reviews würden dann auf captain-obvious.de erscheinen 😛
Marco · 26. Oktober 2010 at 18:15
Dreistere Selbstvermarktung hab ich hier noch nicht erlebt 😉
angelslayer · 26. Oktober 2010 at 19:22
Sehr schönes Review!
Aber mich persönlich hat die Leseprobe nicht überzeugt. Freak Angels hatte den selben Effekt, als ich es kurz in den Fingern hatte. Ich werde mit diesem Stil nicht so recht warm.
Marco · 27. Oktober 2010 at 9:21
angelslayer: Dankeschön! 😀
Aber wenn ich etwas von Ellis empfehlen würde, dann wärs wirklich Ocean, das ist wirklich sehr, sehr gut. Davon ab kann man Freakangels auch gratis online lesen… und das sollte man auch mal getan haben, find ich 😀
eayz.net · 28. November 2010 at 15:38
R.E.D. – Retired Extremely Dull…
Warren Ellis ist einer der ganz großen Autoren im Comic-Business. Sobald man “Transmetropolitan” sagt, erstarren gewöhnlich alle vor Ehrfurcht. Im Normalfall kann man also nicht viel verkehrt machen, wenn man im Comicladen blindlings eins d…