Comicreview: X-Force – Sex + Violence

Published by Marco on

Originaltitel: X-Force – Sex & Violence
Herausgeber:
Panini
Veröffentlicht: 15.02.2011
Künstler: Craig Kyle, Christopher Yost, Gabrielle Dell’Otto
Art: Hardcover Gesamtausgabe
Seiten: 84
Sprache: deutsch
Preis: 16.95€
Rating: 2 von 5 Brüsten und ein zerfetztes Gesicht

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Wenn ein Comic schon “Sex & Violence” im Titel trägt und da dann auch noch Domino und Wolverine die Hauptrollen spielen, erwartet man eigentlich, na ja, Sex und Gewalt in seiner reinsten Form. Tatsächlich hatte ich, als ich den Band aufschlug, den Wunsch nach einer Sexszene mit den beiden Protagonisten auf einem Bett aus blutigen Fleischklumpen und Resten von Schädeln. Ich wurde da natürlich enttäuscht. Nicht, weil es diese Szene an sich nicht gab, sondern auch generell. Aber lest selbst.

Worum gehts?

Domino, eine der Patientinnen des Weapon-X-Programms (Deadpool und Bullseye sind beispielsweise andere) mit der Fähigkeit Wahrscheinlichkeiten zu erhöhen (ja, das macht Sinn – Sie ist eine Spielerin und rät seit dem quasi immer richtig), hat einen Auftrag ziemlich gut vermasselt und wird seit dem von der Mördergilde gejagt, was an sich natürlich schon ein Anlass für viel Blutvergiessen ist. In der Eröffnungsszene steht sie schwer verletzt und ihre Wunden notdürftig flickend vor einem Waschbecken, als Wolverine auftaucht, warum ist nicht ganz klar, sie dazu bringt ihr die die Umstände zu erklären und dadurch natürlich auch in die Geschichte gezogen wird. Wenn ich jetzt noch mehr erzählen würde, hätte ich tatsächlich schon den ganzen Comic nacherzählt, sind es doch eben nur 84 Seiten, weswegen ich mir das mal kurz erspare. Nur so viel: Die Story ist ziemlich flach und hangelt sich eigentlich nur von einem Kampf, mit kleinen Zwischenstopps in Sexhausen, zum nächsten.

Na ja, Zeichnungen?

Tatsächlich sind es die wirklich überragenden Artworks, die den Comic tragen. Das hier sind nicht einfache Panels, die irgendwie eine Geschichte transportieren sollen, das hier sind wahre Kunstwerke, die irgendwie durch eine Story miteinander verwoben sind. Die Zeichnungen, gerade von den Kämpfen, sind mitunter so detailliert, dass man länger auf der Seite verweilen muss, um sie zu begreifen. Ich würde gerne Selbiges über die Sexszenen behaupten, kann es aber leider nicht. Diese werden zwar sehr schön präsentiert, halt mit hohem künstlerischem Anspruch und in keinster Weise billig und plump, werden aber nie so zelebriert, wie wesentlich höhere Gewaltanteil dieses Buches. Ja, Buch, ist es doch ein Hardcover, was aber an meiner Meinung oder Bewertung im Übrigen gar nichts ändert. Das nur mal so.
Was ich allerdings auch ein bisschen merkwürdig finde ist, dass Atemgeräusche (“Hrrn”, “Huah”, “Hkk–” usw) in Sprechblasen dargestellt, während Schimpfwörter verfremdet werden.

Und so im Allgemeinen? Ist er empfehlenswert?

Jein, mit starker Tendenz zum Nein. Wenn ein Comic sich schon selbst mit Sex und Gewalt bewirbt, sollte man in allererster Linie erstmal skeptisch sein. Die Artworks sind, wie gesagt, wirklich überragend und wirklich auch ein Grund, diesen Band mehrmals aufzuschlagen, allerdings ist mir die Story doch auch immer noch einen Deut wichtiger, als die bloße Optik. Die Gewaltszenen werden zwar sehr ausführlich dargestellt, sind clever, überraschend und in morbider Hinsicht mitunter auch sehr, sehr witzig, wohingegen die sexdarstellenden Teile ein bisschen profan sind, aber das ist doch auch irgendwie nicht alles. Allein auch, weil die Geschichte so schnell heruntergerasselt wird, dass man das Gefühl hat, das Team hätte mehr Lust auf die Gestaltung eines Bildbandes, als auf die Entwicklung einer Geschichte gehabt. Besonders schade finde ich es eben auch deswegen, weil ich glaube, dass mir Domino als Charakter ziemlich zusagen könnte, mir das aber einfach irgendwie alles zu wenig war. Zu wenig und zu viel gleichermaßen, wenn ihr versteht.
Ich würde euch das hier also mal in die Hand drücken, dass ihr es gelesen und gesehen habt, würde euch aber nicht sagen, dass ihr diesen Comic unbedingt in eurem Regal stehen haben müsst. Allein schon, weil der Preis auch einfach nicht die Qualität rechtfertigt. Da muss man auch mal objektiv sein.

Disclaimer: Das haben mir natürlich auch wieder meine Freunde von Panini zugeschickt, dass ich mich wieder ein bisschen mehr mit Marvel auseinandersetzen kann. Dafür natürlich tausend Dank! Ich hoffe ihr seid nicht sauer, dass ich nicht um Schönreden geboren bin.

 


4 Comments

mandarine_one · 14. März 2011 at 13:52

Hm… gestaltet Gabrielle Dell’Otto den ganzen Band? Weil dann müsst ich mir das als Fanboy ins Regal stellen…

Marco · 14. März 2011 at 23:46

@mandarine_one: Jawohl, alles komplett! Und wie gesagt, die Zeichnungen sind echt das beste daran, die haben mich stellenweise wirklich weggehauen…Als Fanboy kommst du da nicht dran vorbei, aber als Comicfreund.. na ja… schreibs auf der Must-Have-Liste mal ziemlich weit unten hin 😀

Thompsen · 15. März 2011 at 17:05

Ich finde es immer komisch, wenn so viel Mühe in die Zeichnungen gesteckt wird, die Story dann aber der totale Müll ist. Ist doch irgendwie Verschwendung. Ich hatte auch schon einige solcher Comics und war im Endeffekt immer enttäuscht.
Was aber alle diese Comics gemeinsam hatten -> Es wurde immer versucht die schlechte Story mit den übergroßen Brüsten der Protagonisten zu kompensieren 😀

Marco · 15. März 2011 at 17:29

@Thompsen: Das von dir beschriebene Verhältnis von Bild und Story ist auffallen richtig… ich weiß auch nicht, woran das liegen könnte, weil ich auch Beispiele kenne, wo beides stimmig ist. Aber selbst da haben die Zeichnungen dann nicht die Qualität, wie zb hier. Komisch.

Aber ey, ist gibt auch sehr gute Comics mit sehr guter Story, in der auch gutbestückte Frauen mitspielen. Dazu nenn ich dir später mal ein Beispiel 😉

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