Comicreview: Hack/Slash 1 – Der erste Schnitt

Published by Marco on

Originaltitel: Hack/Slash Volume 1: First Cut
Herausgeber: Cross Cult
Veröffentlicht: 24.10.2007
Künstler: Federica Manfredi, Stefano Caselli, Tim Seeley
Art: A5 Hardcover (beinhaltet die Stories “Euthanized”, “Girls Gone Dead” und “Comic Book Carnage”)
Seiten: 160
Sprache: deutsch
Preis: 19,80€
U-Bahnlesetauglichkeit: Wegen des Formats absolut gegeben, wegen der grafischen Explizitheit nicht unbedingt. Aber es macht Spaß!
Rating: Sogar Jason, Michael und Freddy haben das gelesen und fanden es super!

Bestellbar bei Cross Cult und dort auch mit umfangreicher Leseprobe oder bei Amazon, wofür ich was kriege.

Wir alle lieben ja diese Slasherfilme, in denen ein vermeintlich schwaches Mädchen von einem irren, meistens übernatürlichen, Serienmörder verfolgt wird, irgendwie an Stärke gewinnt und sich ihrem Peiniger todesmutig entgegenstellt, um das dann in mehreren Fortsetzungen zu wiederholen. Hack/Slash handelt von genau so einem Mädchen, nur dass sie die Slasher verfolgt und professionell zur Strecke bringt. Ihr Name ist Cassie Hack und sie ist das Mädchen aus dem Slasherfilm. Zusammen mit ihrem entstellten und friedfertigem Freund und Riesen Vlad jagt sie untote Serienmörder, um die Welt ein kleines bisschen sicherer zu machen. Allerdings zu einem doch recht hohen Preis.

Du und deine Einleitungen immer. Erzähl mir mehr über Cassie! Ist sie das auf dem Cover?

Jawohl. Cassandra ist oder war aber tatsächlich viel mehr selbst das typische Mädchen aus dem Slasherfilm, nur dass der Serienmörder nicht nach ihr trachtete, sondern nach ihren Peinigern. Sie war nämlich die Tochter der irren “Lunch Lady”, die in ihrer Schule das Essen für die Kids zubereitete, es aber nicht ertragen konnte, wie ihre kleine Tochter, damals noch verschüchtert und introvertiert, von allen gemobbt wurde. Also servierte sie sie als Hackbraten. Von der Polizei erwischt tauchte sie ihren Kopf in einen Kochtopf, starb, um später als die untote Lunch Lady zurückzukehren. Nun war es Cassandra, die sie zur Strecke bringen musste. Das war die Geburtstunde der Cassie Hack, die sich der Jagd auf eben solche untoten Serienkiller verschrieb. Unterwegs, bei einem dieser Aufträge, traf sie auf Vlad, der seit seiner Geburt entstellt ist und auch aus diesem Grund, ein anderer sind seine leicht reizbaren Atemwege, eine Gasmaske trägt. Ihm wurden, ob seinen Aussehens und hünenhaften Auftretens, natürlich mehrere Morde unterstellt, aber zusammen brachten sie den wahren Täter zur Strecke und wurden so unzertrennliche Freunde.

Moment, Moment, erzählst du uns hier gerade den kompletten Comic nach? Hör auf!

Keine Sorge. Tatsächlich ist das nur ein sehr kleiner Teil der Hintergrundgeschichte der beiden, die auf wenigen Seiten erzählt wird. Viel mehr ist das vorliegende Buch in genau drei relativ lose verknüpfte Geschichten unterteilt, die zwar ein bisschen aufeinander aufbauen, aber auch für sich allein gehandhabt werden können.
Die erste Geschichte, “Eingeschläfert”, handelt, nach einer kurzen, die beiden Hauptfiguren vorstellenden Einleitung, von einem Slasher, der mittels toter Tiere anfängt, Angestellte einer Tierarztpraxis um zubringen. Zu den verstorbenen Tieren zählen hier nicht nur niedliche und halbverweste Kätzchen, sondern auch einige andere Tiere, die man sich so als Haustier halten kann. Hier wird auch ziemlich bald klar, dass sich Hack/Slash wirklich nicht nur oberflächlich an den bekannten Slasherfilmen der 80er Jahre orientiert, sondern diese eingespielten Abläufe auch wunderbar adaptiert. Die Rede ist hier nicht unbedingt von einem hohen Bodycount, sondern von dem Twist, den diese Geschichten ja immer irgendwie ausmachen. Die Slasher töten niemals grundlos, irgendwas treibt sie immer an. Zwar hilft das nicht unbedingt, sie zu töten, macht die Geschichten aber interessanter, weil nicht alles auf schwarz und weiß reduziert wurd.
Die zweite Geschichte zeigt gleich einen anderen, mindestens ebenso wichtigen Teil des Genres: Mädchen. Hier wird allerdings mehr als nachgeholt, was in der ersten Geschichte ein bisschen vernachlässigt wurde, fahren unsere Helden doch zum Spring Break nach Florida. Denkt euch den Rest. Hier zeigt sich allerdings auch, dass die beiden sich nicht einfach blindlinks einem Serienkiller stellen können, sondern auch mal Detektivarbeit betreiben müssen. Außerdem erfahren wir hier auch mehr über Cassies Charakter, also dass sie eben nicht immer so stark ist, wie sie sich gibt.
Die dritte und leider schon letzte Geschichte, “Das Comic-Messen-Massaker”, zeigt einen der wichtigsten Punkte dieses Genres. Nämlich, dass Trash und Parodie alles darf. Alles. In dieser fahren unsere Helden nämlich auf eine Comicmesse, um einen Autor vor einem, natürlich, irren Slasher zu schützen, der es auf ihn abgesehen zuhaben scheint. Während also Vlad, der sanfte Riese in den letzten Ausgaben von Chipy Chipmunk, seinem Lieblingscomic, blättert, wird kurze Zeit später auch schon Robert Kirkman, Erfinder von The Walking Dead erstochen. Allerdings mehr so nebenbei, die Story ist eine andere. Aber das zeigt eben, wie eben erwähnt, Trash darf einfach alles, denn niemand ist davon abgeschreckt, sondern viel mehr überrascht und in diesem Fall sogar noch bestens unterhalten.

Das ist jetzt aber schon sehr grob nacherzählt. Bitte die Highlights!

Ich kann euch die Highlights natürlich nicht nennen, weil der Comic es schafft, einen wirklich stellenweise immer wieder zu überraschen. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass man hier wirklich einen ganz tollen B-Movie in Comicform vor sich hat, der allerdings in keinster Weise so wirkt, als hätte er selbst mal ein Film werden wollen, es aber aus verschiedenen Gründen nicht geschafft. Man kann sagen, dass er einfach das beste aus beiden Welten hat.
Allein auch die beiden Hauptcharaktere, Cassie und Vlad, funktionieren zusammen unglaublich gut. Während Cassie fast schon eine wahgewordene, geheime Männerfantasie ist, kann man Vlad als einen, wenn es sein muss, brutalen Jäger bezeichnen, der ebenso viel Herz und Sinn für Humor hat, wie Fähigkeiten im Umgang mit seinen Schlachtermessern. Interessant ist hier aber auch anzumerken, dass sogar die Nebencharaktere selten, fast nie, flach und eindimensional wirken, obwohl sich eigentlich alles um die beiden Hauptfiguren und deren fachgerechtes Zerlegen von Slayern dreht.

Ja ja, wahrgewordene Männerfantasie. Stichwort: Grafiken.

Tim Seeley hat sich bei jeder der drei Geschichten tatsächlich auch drei verschiedene Zeichner genommen, die zwar alle einen ähnlichen Stil haben, aber doch auch Unterschiede, vor allem in der Gestaltung Vlads und Cassies, erkennen lassen. Anfangs fand ich das noch ein bisschen befremdlich, aber ich finde es eigentlich auch ziemlich interessant, wie man die selben Figuren auf verschiedene Arten darstellen kann, ohne ihre markanten Eigenschaften zu vernachlässigen. Das nennt sich wohl Stil und der ist bei allen drei Zeichnern sehr hochwertig, wenn auch ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Auf den ersten Blick erscheint alles generell ein bisschen einfach und schlickt, auf den zweiten aber sieht man, dass sich oftmals bei gewissen Dingen (vor allem Frauen und Gewaltdarstellungen) sehr viel Mühe gegeben wurde. Am besten finde ich die Zeichnungen allerdings tatsächlich im ersten Teil, da diese um einiges aufwändiger gemacht sind, als in den Folgegeschichten, wo sie klarer sind und irgendwie schlichter, was aber nicht heisst, dass sie unansehnlich sind.

Fazit? Fazit!

Es ist ein bisschen schwierig, euch dieses Buch (Ja, es ist wirklich ein in A5 gebundenes Buch von ziemlich hoher Qualität – eben wie man es von Cross Cult gewohnt ist) uneingeschränkt zu empfehlen. Das liegt nicht daran, dass ich es nicht mochte – ganz im Gegenteil, ich wurde extrem gut unterhalten, lachte, wurde überrascht – sondern einfach daran, dass diese typischen Slashermovies eben doch nicht jedermanns Sache sind. Vielleicht, weil sie zu brutal oder sexy sind oder man den Humor dahinter nicht so richtig versteht. Dieses Selbstironische, Augenzwinkernde. Genauso ist nämlich Hack/Slash auch. Es ist die comicgewordene Version eines typischen Slasherfilms, mit einem netten Mädchen und ihrem riesenhaften Begleiter in den Hauptrollen. Und es macht einfach Spaß. Es ist brutal, witzig, sexy und zwischen all der Härte, die die beiden ausstrahlen, sind sie irgendwie, so zueinander, auch immer ein bisschen drollig. Es dauerte tatsächlich nicht sonderlich lange, bis ich die beiden Figuren in mein Herz schloss und ich bin jetzt schon gespannt, wie es weitergeht. Tatsächlich weiß ich aber auch schon, wie es weitergeht, liegen doch die 4 Folgebände auch schon bei mir herum. Ich fand es toll.
Was aber nicht so gut kommt, finde ich, ist, dass das Format auf A5 geschrumpft wurde. Das macht Cross Cult zwar gerne mal und ist meist auch nicht so schlimm, aber hier war es dann manchmal doch schwierig, gerade in der U-Bahn, die Text zu lesen. Aber das ging schon irgendwie. Dafür wird man allerdings mit einigen Extras entschädigt, die der Comic noch so mitbringt. Am Ende gibt es noch ein blutiges Weihnachtsgedicht, eine Pinup-Bildersammlung, so etwas wie Akten über die Slasher, die auftraten, ein kleines Skizzenbuch und sogar Bilder von Cosplays Cassies. Toll!

Disclaimer: Damit haben mir meine Freunde von Cross Cult wahrlich eine Freude gemacht. Ich freu mich schon drauf die anderen Teile zu rezensieren.

0 Comments

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert