Comicreview: Female Force #22 Sarah Palin Pt. 2

Published by Marco on

Originaltitel: Female Force #22 Sarah Palin Pt 2
Herausgeber: Bluewater Productions
Veröffentlicht: 16.02.2011
Künstler: Dan Rafter
Art: Heftchen (leider keine Mittelseite zum Ausklappen)
Seiten: So ein paar. Zu viele eigentlich.
Sprache: englisch
Preis: $ 3,99
U-Bahnlesetauglichkeit: Aus Scham habe ich es in einem höherwertigem Comic verstecken müssen.
Rating: Palin for president 2013!

Leseprobe gibt es bei Amazon (Partnerlink. Für alle Fälle. Aber kauft das mal nicht, bitte)

Als ich letzte Woche im Groben Unfug, dem Comicladen meines Vertrauens war, kam ich natürlich auch, wie immer eigentlich, mit meinem Lieblingsverkäufer ins Gespräch. Wir plauderten über Comics, gute und schlechte, natürlich über den DC-Reboot und ich fragte ihn nach Rat bezüglich einiger Comics, die ich mir vielleicht anschaffen wollte. Was man eben in einem Comicladen so treibt und weswegen man da ja irgendwie auch immer hingeht.

Wenn dir jetzt allerdings dein Comicdealer einen Comic empfiehlt, dann hat das, sollte man meinen, Hand und Fuss. Der Mann vom Fach weiß schon, was er einem empfiehlt. Er kennt deinen Geschmack, weiß vielleicht auch, wie er dich als Comicleser weiterentwickeln kann. Es ist eben nicht nur sein Job Comics zu verkaufen, sondern auch einen Mehrwert zu liefern, den du beim Onlinekauf eben nicht hast. Man nennt das unter anderem auch Beratung, aber dieses Wort ist viel zu schwach, um die Leistung zu erklären, die hier erbracht wird. Deswegen und auch, weil ich schon immer extrem viel Gutes darüber hörte, muss ich unbedingt in nächster Zeit mal Alan Moores “From Hell” lesen. Ganz dringend.

Davon soll diese Review aber nicht handeln, denn was er mir auf meinen Stapel legte war leider nicht “From Hell”, sondern der Bio-Comic zu Sarah Palin, die ja irgendwie auch “From Hell” ist. Das gehässige Grinsen in seinem Gesicht hätte mir eigentlich den Hinweis geben müssen, dass ich diesen Comic direkt ungelesen in die Kiste mit den Dritte-Wahl-Comics legen sollte. Aber ich las ihn. In der U-Bahn. Freiwillig.

Die Geschichte handelt nicht direkt von Sarah Palin, sondern eher von Dan Rafter, der eben der Autor dieses Werkes ist. Er versucht hier darzulegen, warum… ja was versucht er eigentlich darzulegen? Dass Sarah Palin nicht die Witznummer ist, als die sie sich immer ausgibt? Dass sie eine ernsthafte Präsidentschaftsanwärterin ist? Womöglich sogar die nächste Präsidentin? Die erste Präsidentin der USofA überhaupt?

Irgendwie sowas.

Dabei geht er auf einige Peinlichkeiten ein, die sie sich in ihrer Laufbahn erlaubte. Die Sache mit den erfundenen Wörtern beispielsweise, die so gar nicht im Duden stehen, die sie aber damit erklärte, dass Shakespeare ja auch Wörter erfunden habe, was niemand lächerlich fand. Oder wie sie sich aus der Geschichte mit den Notizen auf der Handinnenfläche herausschlawinerte, indem sie später auf genau eben jene Weise ihre Mutter grüßte.

Viel interessanter… nein, streicht das. Es ist nicht interessant. Es ist erstaunlich. Also viel erstaunlicher ist, dass der Autor hier tatsächlich Leute aus der Bevölkerung darstellt, die fordern, dass Sarah kandidieren und sogar gewinnen soll. Weil sie Chancen hat. Weil die anderen Regierungen an schwierigen Problemen (genannt werden hier Bush und Sturm Katrina und Obama mit der Immobilienblase) gescheitert sind. Lustigerweise… nein, lustig ist das gar nicht. Es ist erschreckend. Also erschreckenderweise wirken diese Stimmen, als hätte er wirklich Leute für ein Interview befragt, was dann alles total legitim wirkt. Furchtbar.

Und natürlich wird dann direkt noch ein bisschen gegen Obama gewettert. Sarah Palins Biografie war ja ziemlich schnell ausverkauft und jeder soll sie gelesen haben. Natürlich auch der Autor. Nicht etwa, um zu sehen oder zu verstehen und vielleicht ein bisschen zu schmunzeln (“I can see Russia from here”), nein, einfach weil sie so toll ist, eben eine Frau aus dem Volk, die sagt, was sie denkt. Obamas Biografie hat er ja auch gelesen. Also zumindest den Einband. Des Autors Frau soll sie wohl aus der Bücherei mitgebracht haben, worauf hin sie (die Biografie, nicht die Frau) unter einem Stapel anderen Krams verschwand. Er erinnerte sich erst wieder daran, dass er sie ja hat, als die Bücherei Verlängerungsgebühren forderte. Weil die Biografie ja so langweilig ist.

Und wisst ihr was? Ich finde das alles ganz schrecklich, was Bluewater Productions hier verbrochen hat. Natürlich wusste ich ja auch schon vorher, dass die eigentlich nur Mist produzieren, unlesenswertes Zeug, weitaus schlimmer als IDW. Aber was ich hier an gehirnwaschender Propaganda gelesen habe, fand ich dann doch ein bisschen zu erschreckend. Comics als Mittel zur Meinungsbeeinflussung sind nicht neu, aber dass es heute immernoch so dreist benutzt wird, finde ich gelinde gesagt einfach scheiße.

Außerdem ist das alles ganz furchtbar hässlich gezeichnet. Ach, sagte ich gezeichnet? Ich tippe eher darauf, dass hier einfach mit Farbe umhergespuckt wurde, in der Hoffnung etwas auch nur ansatzweise brauchbares in Sarah-Palin-Form zu erhalten. Manchmal klappte das sogar.

Kauft das nicht. Bitte.

Disclaimer: Diese Review ist der Beweis, dass ich jeden Scheiß rezensieren kann. Also überhäuft mich mit Comics! Und dass @quitzi ein gemeiner Hund ist. Äh, Katze.

4 Comments

Da Na · 24. Juni 2011 at 16:53

Hast du ihn geärgert? Oder warum hat er’s dir empfohlen?
& mußte der Review so lang sein? Ist bestimmt mehr Text als im gesamten Comic.

Marco · 24. Juni 2011 at 22:07

@Da Na: Ich glaub er wollte mich testen *g*
Aber der Comic hat tatsächlich unglaublich viel Text. Propaganda braucht zwar Parolen, Gehirnwäsche aber verworrene Sätze 😉

Jean · 12. Juli 2011 at 23:57

Du hast das gelesen? Echt??? o.O

Marco · 13. Juli 2011 at 0:26

@Jean: Na klar! Und es ist keiner der Comics, die ich wegen Schlechtheit weglegen musste *g*

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