Huch, keine Comicreview, dafür aber eine Buchreview: SILBER

Published by Marco on

Herausgeber: Cross Cult
Veröffentlicht: 10.10.2010
Autor: Steven Savile
Art: Hardcover mit Schutzumschlag
Seiten: 420
Sprache: deutsch
Preis: 22 €
U-Bahnlesetauglichkeit: Es ist ein Buch, ich glaube, die wurden extra für U-Bahnen erfunden.
Rating: Nur 5 der 10 Silbermünzen sind echt. Der Rest sind alte Aluminiumpfennige aus der DDR.

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Vermutlich seid ihr genauso verwirrt, wie ich, aber hier gibt es tatsächlich zum ersten mal überhaupt sowas wie eine Review zu einem Buch. Ich wage es gar nicht den Begriff ‘Rezension’ zu verwenden, weil die Sache hier bestimmt nicht einmal ansatzweise so etwas sein wird. Also lasst uns hoffen, dass ich das hier sauber über die Bühne kriege und mich nicht völlig lächerlich mache.
Vor einer Weile hatte ich nämlich “SILBER” von Steven Savile in den Händen, habe es durchgelesen und bin nun in der Lage euch etwas darüber zu erzählen. Hintergrund der Geschichte ist nämlich das titelgebende Silber, mit dem einst Judas’ Verrat an Jesus bezahlt wurde und welches nun einer Sekte als Reliquie dient, die Chaos und Schrecken über die Welt bringen will, während ein Team aus einzig- und eigenartigen Leuten dieses zu verhindert versucht. Was ich davon halt, ob das funktioniert und ob es zumindest spannend ist, könnt ihr in folgender kleinen Review nachlesen.

Was hier in diesem Buch nämlich geschieht, um direkt ohne große Umschweife zum leicht spoilerbeladenen Teil dieser Besprechung zu kommen, ist, dass angenommen wird, Judas sei der eigentliche Messias, da er durch seinen Verrat Jesus erst die Kraft und die Möglichkeit gab, sein Opfer zu bringen. Die Geschichte wurde natürlich anders geschrieben und so sehen es die Nachfahren Judas’ als ihre Pflicht (Maria Magdalena war übrigens die Mutter des Sohnes Judas), dieses wissen irgendwie auf der Welt zu verbreiten, weswegen sie in der Gegenwart eine Serie des Schreckens, die 40 Tage und 40 Nächte dauern wird, ankündigen.
Dem stellt sich eine Einheit entgegen, die ihren Sitz in London hat, von Groß Britannien finanziert wird, deren Existenz im Zweifelsfall aber geleugnet wird. In diesem Tema befinden sich neben dem obligatorischen “Hacker” auch der russische Flüchtling, der irische Freiheitskämpfer, die israelische Top-Agentin und jemand, von dem man nicht so richtig weiß, wie er da hin kam und überhaupt solange überleben konnte. Getrennt voneinander untersucht jeder eine andere Spur, die ziemlich schnell in Deutschland zusammenläuft und nach Rom führt, wo auch das große Finale stattfindet.

Ab hier wird richtig gespoilert.
Was nämlich cool und echt angenehm zu lesen ist, sind die ganzen unterschiedlichen Geschichten, welche die Charaktere durchleben müssen. Es liest sich gut weg, ist spannend und man muss ziemlich aufpassen, nicht alles hintereinander zu verschlingen. Als besonders toll sind mir hier vor allem die Beschreibungen der Orte aufgefallen. Ein großer Teil der Geschichte spielt in Berlin und der Autor schafft es tatsächlich Berlin ganz schön gut und genau zu beschreiben. Zwar hauptsächlich die Touristenorte, trotzdem aber erstaunlich treffend. Mit anderen Orten (London, Israel, Rom, Konstanz) ist es ähnlich, aber da fehlt mir leider die Referenz, um die Genauigkeit zu überprüfen.
Lustigerweise sind die 40 Tage und 40 Nächte Schrecken, die mit der Selbstverbrennung von 13 Leuten auf öffentlichen Plätzen in ganz Europa beginnen und welche die Sikarier (ein Assassinenkult aus Israel) begehen, hauptsächlich von Terror geprägt, wovon ein Anschlag auch in Berlin stattfindet. Hier wird nämlich Sarin in der U-Bahn ausgeschüttet, woran ziemlich viele Leute verenden. Das war erstaunlich gut und genau beschrieben und der lustige Teil an der Geschichte ist, dass ich das gerade in der U-Bahn las.
Man merkt, der Autor steht auf genaue Beschreibungen, was selten absolut schlecht ist, manchmal aber doch ein wenig zu viel. Vor allem, wenn es um eine Folter geht, welche die israelische Agentin über sich ergehen lassen muss. Ich hab es gelesen, aber es war nicht schön, viel zu genau und wirkte in der Geschichte, die sonst recht sachlich ist, irgendwie fehl am Platze.
Die Geschichte läuft natürlich darauf hinaus, dass der Papst getötet wird und, was sogar richtig clever war, dieses Konzil, das einen neuen Papst einberuft, vergiftet wird. Bis dahin ist es aber ein langer Weg über 420 Seiten voller Wirrungen, Sackgassen und menschlichem Elend.

Fazit: Die Behauptung, dass Judas der eigentliche Messias sei und das einer Sekte genug Grund gibt, die katholische Kirche stürzen zu wollen, halte ich für relativ kühn, aber auch ziemlich clever. Tatsächlich hat das Buch einige sehr gut Ideen und geschickte Wendungen, mit denen man so gar nicht rechnet. Ich ertappte mich öfter dabei, wie ich verwundert einen Absatz zwei mal lesen musste, weil etwas ganz anderes geschah, als ich mir vorstellte. Trotzdem ist das Buch im Ganzen aber etwas seicht. Es liest sich sehr gut und auch schnell, die Charaktere sind recht eindeutig strukturiert, lassen aber nicht richtig viel Platz für eine emotionale Bindung, weil ihnen vielleicht auch ein bisschen die Facetten fehlen. Vielleicht war das Absicht, vielleicht aber auch nicht. Mir fehlt es. Trotzdem ist es ein recht nettes, spaßiges Buch mit einem gewissen Illuminati-Flair, in dem es ja auch galt eine Verschwörung in höchsten Kreisen aufzudecken.


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