Comicreview: Powers Band 1: Wer ermordete Retro Girl
Originaltitel: Powers Band 1: Wer ermordete Retro Girl
Herausgeber: Panini
Veröffentlicht: 13.02.2012
Künstler: B. M. Bendis, M. A Oeming
Art: Softcover (enthält Powers 1-6)
Seiten: 196
Sprache: deutsch
Preis: 19,95 €
U-Bahnlesetauglichkeit: Aufgrund des überraschenden Blutmangels völlig gegeben
Rating: 3/5 Dienstmarken.
Kaufbar bei Amazon (Partnerlink) oder direkt bei Panini , mit Onlineleseprobe bei mycomics.
Klar, Superheldencomics funktionieren derzeit besser denn je. Aber was wäre, wenn der Comic zwar in einer von Superhelden bevölkerten Welt spielen würde, diese aber nicht die Hauptrolle spielen. Und mehr noch: Was wäre, wenn einer von ihnen auf äußerst mysteriöse Weise ermordert würde und dieses Verbrechen nun mit forensischen Mitteln aufgeklärt werden müsse? Und wieder mehr: Was, wenn diese Mittel gar nicht ausreichen und ein Verbrechen dieser Art bisher einmalig wäre und die ermittelnden Beamten gar nicht so recht wüssten, wo sie überhaupt ansetzen sollen? Diese und noch mehr Fragen werden nicht nur im Comics, sondern auch ein bisschen in dieser Comicreview beantwortet werden.
Die Story
Retro Girl gehört zu den angesehendsten Helden dieser Welt, hilft den Armen, fängt Verbrecher – eben wie man es von einem durch und durch guten Helden so erwartet. Als sie jedoch tot vor einer Schule aufgefunden wird, ist nicht nur die ganze Nation bestürzt, sondern auch ihre Superheldenkollegen. Christian Walker muss diesen Fall, zusammen mit seiner Kollegin Deena Pilgrim, lösen, ist es doch ein Fall, der bisher einzigartig war, galt Retro Girl doch bisher als unverwundbar. Genau das stellt beispielsweise auch die Forensik vor ein unlösbares Rätsel. Und wie Walker und Pilgrim immer tiefer in den Fall eindringen, merken sie, dass Retro Girl doch auch eine etwas andere Person war, als es den Menschen ihr Image glauben machen wollte.
Was für eine Person? Eine menschliche Person?
Ich finde die Idee unglaublich clever. Eine Superheldin stirbt unter mysteriösen Umständen und niemand hat auch nur den Ansatz einer Ahnung, wer dafür verantwortlich sein könnte, denn selbst die Superschurken finden dieses Verbrechen mitunter ein bisschen zu derbe. Hinzu kommt noch, dass das Ermittlerteam sich gerade erst kennenlernte, Walker zudem noch ein großes Geheimnis mit sich herum trägt und beide auch noch aus einem anderen Fall ein kleines Mädchen hüten müssen. Glücklicherweise ist zumindest Walker recht beliebt in der Superheldencommunity (JA ABER WARUM!) und selbst die Schurken hassen ihn nicht völlig.
Natürlich ist Retro Girl auch nicht nur einfach eine Person – sie ist eine Heldin und verfügte über Superkräfte, die sogar über ihren Tod hinausreichen. So kann der Gerichtsmediziner beispielsweise gar nicht ihre Leiche öffnen, ist sie doch superfest, wohingegen am Tatort allerdings extrem viel von ihrem Blut zufinden war.
So wird der Fall langsam immer undurchsichtiger, obwohl wir immer mehr von den Personen erfahren. Sogar über Retro Girl, ist ihr Dahinscheiden doch eine nationale Katastrophe.
Begleitet wird die ganze Geschichte von mitunter sehr unterhaltsamen Nebenfiguren: Sei es das allein gelassene Kind, auf das Walker aufpassen muss, der übereifrige Detective, der den beiden den Fall klauen möchte, oder gar der griesgrämige Superheld.
Optisch?
Auf den ersten Blick wird alles sehr clean und düster, fast wie in einem Film Noir, mit Anlehnung an diverse Werke von Bruce Timm (Die “Batman”-Zeichentrickserie aus den 90ern kommt einem da in den Sinn). Schaut man auch nicht zu genau hin, ist das wirklich passend und lenkt den Fokus direkt auf die Geschichte. Gespräche beispielsweise werden in wenigen Panels aber dafür in gefühlten tausend Sprechblasen erzählt, die manchmal auch ein wenig schwierig angeordnet sind, so dass man manchmal mit dem Lesefluss durcheinander kommt. Schaut man allerdings genauer hin, stellt man fest, dass man es sich mit den Zeichnungen doch auch ein bisschen leicht gemacht hat. Es sieht aus, wie Bruce Timm, es ist aber kein Bruce Timm. Schaut man nämlich ganz genau hin, erkennt man, dass manche Bilder kopiert oder gar vergrößert wurden, um Panels zu schaffen, sich aber Arbeit zu sparen.
Ja okay, das ist Meckern auf recht hohem Niveau, aber es fiel mir eben auf. Dazu noch, dass die Zeichnungen selbst sehr einfach sind, meist zu einfach. Aber tatsächlich wird der Comic hier von der Story getragen.
Fazit: Die Geschichte entwickelt sich wirklich ganz herrlich und wie hier teilweise gleichzeitig in mehreren Ebenen erzählt wird ist clever, witzig und echt toll. Optisch schwächelt das Werk leider etwas und tatsächlich ist das Ende auch ein bissche nDeus-Ex-Machina-artig, was einerseits zwar recht gut gelöst ist, weil der Leser nicht damit rechnete, man sich aber trotzdem etwas allein gelassen fühlt, rätselte man doch die ganze Zeit mit. Trotzdem ist es ein spannender Krimi in einem schönen Setting mit cleveren Ideen.
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