Comicreview: “Caligula”

Published by Marco on

Originaltitel: Caligula 1
Herausgeber: Panini
Veröffentlicht: 15.05.2012
Künstler: David Lapham, German Nobile
Art: Softcover (enthält Caligula #1-6)
Seiten: 148
Sprache: deutsch
Preis: 16,95 €
U-Bahnlesetauglichkeit: Man sollte sich da besser nicht über die Schulter schauen lassen.
Rating: Zwei von Fünf gestreckten Daumen im Menscheneintopf.

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Der römische Kaiser Caligula, zu Lebzeiten besser bekannt als Gaius Caesar Augustus Germanicus, gilt nicht erst seit der Verfilmung von Tinto Brass von 1979 als machtmissbrauchender Despot und Sinnbild für die römischen Ausschweifungen. Viel mehr war er schon damals, 39 nach Christus, gefürchtet, wollte er doch sogar sein Pferd zu seinem Nachfolger ernennen. Was es mit dem Tyrannen wirklich auf sich hat, wie diese gefürchteten Ausschweifungen genau ausgesehen haben sollen und ob das historisch alles überhaupt tragbar ist, erfahrt ihr in folgender Comicreview.

Du klingst so kritisch, was ist denn los?

Die Geschichte handelt vom Olivenbauerssohn Junius, dessen Familie von Caligula und seiner Gang geschändet und ermordert wurde und der nun natürlich nach Rache sinnt. Dazu reist er, nachdem er seinen ganzen (geerbten) Besitz verkauft hat nach Rom, um den Kaiser zu töten, stellt jedoch relativ schnell fest, dass er unsterblich zu sein scheint. Viel schlimmer noch: Der Kaiser findet Gefallen an ihm und nimmt ihn unter seine Fittiche, nennt ihn fortan Felix und lässt ihn an seinen ausschweifenden und unmenschlichen Orgien teilhaben, die hauptsächlich aus Kannibalismus, Vergewaltigungen und anderen bestehen, das man sonst nur in der dunkelsten Ecke des Internets findet.
Natürlich wird Junius sein Liebling, was nicht heisst, dass er geschont wird, und kann sich so sein Vertrauen erschleichen, um Rache an ihm zu üben. Tatsächlich aber steckt hinter Caligulas Verhalten viel mehr, als schlichter Wahnsinn.

Was denn? Verrate es uns!

Ein Dämon. Ja, Lapham erklärt die Lebensweise Caligulas damit, dass er von einem Dämin besessen ist, der Seelen braucht, um Caligula diese Unsterblichkeit zu geben. Diese Seelen findet er, indem er menschliche Opfer verstümmelt und zu grotesken, hakenkreuzförmigen (warum auch immer) Gebilden formt. Diese Seelen tut er dann in ein Kästchen und verschluckt es – voilà, unsterblich.
Natürlich kann dieses Treiben nicht einfach so vonstatten gehen, ohne jemandem auf die Füße zu treten und so bildet sich ein verschworener Kreis, darunter auch Junius, der diesem Treiben ein Ende setzen will. Allerdings gibt da ja auch noch Caligulas Pferd, das natürlich auch kein gewöhnliches ist. Und sowieso ist diese ganze Welt völlig abgedreht, dekadent, über allem erhaben und ganz furchtbar.

Das ist also eher kein historisch korrekter Roman?

Gar nicht! Wäre es ein Film, wäre es wohl ein Splatter, nahe an der Grenze zum Snuff. Allerdings nimmt sich das alles so furchtbar ernst, dass man sich ständig fragt, ob Lapham hier nicht einfach nur ein paar der furchtbarsten Verbrechen aufzählt, die ein Mensch so begehen kann. Es fühlt sich ein bisschen so an, als würde man unter Zwang versuchen Grenzen zu überschreiten. Dabei fühlt sich das alles ein bisschen an, wie “Neonomicon” von Allan Moore und Jacen Burrows, ohne allerdings so elegant zu sein. Die Rede ist hier lediglich von der, ich muss es einfach so nennen, Krassheit der Geschichte. Erstaunlich ähnlich sind da übrigens auch die Zeichnungen, nur dass es bei Nobile hier wesentlich hölzerner und überzeichneter wirkt, ohne jedoch wirklich anspruchsvoll zu sein. Viel mehr ist es so, als würden sich hier zwei Kids auf dem Schulhof, jeder auf seinem Gebiet, battlen, wer die derberen Ideen hat.

“Ey, ich hab was, eine Vergewaltigung von einem sprechenden Pferd!”
“Altah! Leichenteile zum Hakenkreuz angeordnet!”
“Das Partyspiel Mörder und jeder vögelt jeden und am Ende wird einer lebendig gegessen!”
“Ein Eintopf aus menschlichen Köpfen!”

Ihr kennt das, wir waren doch alle mal 16 und standen auf absurden Horror. Ich tue das tatsächlich immer noch, finde aber einen gewissen Anspruch, und sei es lediglich die Absurdität selbst oder einfach der Fakt, dass sich der Film (bzw. der Comic) damit selbst nicht ernst nimmt, wichtig und irgendwie fehlt mir das hier.

Fazit: Es ist kein völlig schlechter Comic und wenn man ein bisschen auf Splatter und sowas steht, hat man hier mindestens ein paar nette Bilder. Im Groben ist die Story auch gar nicht so verkehrt, sie wird allerdings mit zu absurden Szenen, die zu ernst behandelt werden, gestreckt. Das ist ganz nett, aber nicht richtig gut. Allerdings frage ich mich wirklich, was im zweiten Teil noch passieren soll und wie man sich da steigern will.

Disclaimer: Vielen Dank an Panini für das Rezensionsexemplar.

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