Comicreview: Haunt #4

Published by Marco on

Herausgeber: Panini
Veröffentlicht: 14.08.2012
Künstler: Joe Casey, Nathan Fox
Art: Softcover (enthält die Ausgeben Haunt #19-22)
Seiten: 104
Sprache: deutsch
Preis: 14,95 €
U-Bahnlesetauglichkeit: Es war mir ein bisschen unangenehm, das in der Öffentlichkeit durchzublättern.
Rating: Ein Neustart ist nicht immer ein Gutstart.

Kaufbar bei Amazon (Partnerlink) oder direkt bei Panini, leider ohne Leseprobe.

Haunt, erschaffen unter anderem von Robert Kirkman, Todd McFarlane und Greg Capullo, war immer die Serie, die ich so gerne gemocht hätte. Sie hatte ihre offensichtlichen Schwächen, meistens in der Erzählung und bei den Charakteren, aber hatte auch unglaublich viel Potential richtig, richtig gut zu werden. Trotzdem war es spannend und interessant, den Charakteren beim Sichentwickeln zu zuschauen, auch, wenn man eigentlich alle hasste. Jetzt bekam Haunt mit Joes Casey und Nathan Fox ein neues Kreativteam. Ob die beiden die Geschichte so gut weiter erzählen können, wie ihre prominenten Kollegen, ob sie das schaffen, was die anderen nicht schafften und wie mir das alles gefiel, könnt ihr in folgender Review nachlesen.

Und ist es jetzt sehr, sehr anders?

‘Sehr, sehr’ beschreibt es nicht einmal ansatzweise, denn wirklich alles ist komplett anders. Zwar verwandeln sich die Kilgorebrüder (wir erinnern uns: Daniel ist Ex-Priester, Kurt war Geheimagent und ist nun tot und sein Geist ist mit seinem Bruder verbunden) noch immer wie gehabt in das Wesen Haunt, aber die Dynamik, die Story und alles wurde geändert. Man kann hier schon fast von einem Reboot sprechen, der unnötiger kaum sein kann. Die Agency, für die sie arbeiteten, findet keinerlei Erwähnung und scheinbar sind auch die alten Schurken gar nicht mehr so wichtig, tritt jetzt nämlich ein anderer Feind auf den Plan: Fanatische Christen. Diese scheinen in einer Art Kult organisiert zu sein, die Haunt gefangennehmen, weil es irgendwie unheilig ist, sie foltern Daniel bis zur Besinnungslosigkeit und es gibt noch einen alten Hippie-Geisterjäger, um den sich scheinbar die ganze Geschichte zu dreht. Dieser nämlich kann Geister sehen, betet ein bisschen und sie verschwinden. Außerdem ist er echt gut mit Schwertern und steht, warum auch immer, auf Daniels Seite.

Und äähh… was?

Warum das alles geändert wurde, ist leider gar nicht ersichtlich, hatte die Geschichte vorher doch ein angenehmes Feeling und liess Großes erwarten, während es jetzt einen übermächtigen Feind gibt der lediglich den Tod Haunts beabsichtigt und auch nicht davor zurückschreckt, die eigenen Leute reihenweise in die Schusslinie zu stellen, die dann natürlich umfallen, wie die Fliegen. Ach ja, Daniels Freundin stirbt auch, weil Kurt sich als Haunt nicht beherrschen kann. Das ist alledings auch alles eher nebensächlich. Leider.
Und das ist tatsächlich sehr schade, hatte das alles einen so sauberen Cut, dass man hier jetzt eine ganz andere Geschichte vor sich liegen hat. Wieder muss man sich an alles neugewöhnen  und ich weiß wirklich nicht, ob mir das so viel Spaß bereitet. Irgendwie nicht.

Die Geschichte um den Geisterjäger Still Harvey Tubman ist nett und wirklich ziemlich clever und für sich allein ist er auch ein spannender und interessanter Charakter. In diesem Zusammenhang allerdings weiß man gar nicht so recht, was er da eigentlich macht und was das alles soll. Sicherlich rettet er, sehr effektgeladen, unsere Haunt-Combo, aber…?

Das ist auch so eine Sache: Optisch hat sich der Comic eher zum negativen entwickelt. Die Zeichnungen waren ja oft sehr überladen und verwirrend, um eine Dynamik und die Irrungen des Kampfes darzustellen. Das funktionierte. Jetzt ist es eher rau (in Ermangelung eines besseren Wortes) und ungeschliffen. Als wollte man es kopieren, was einem nur schlecht gelang. Es gibt eine schöne Verfolgungsszene mit Motorrädern durch eine unbekannte Stadt, in der der Geisterjäger ordentlich aufräumt. Das war nicht so schön, wie es hätte sein können und sowieso weiß ich gar nicht, wo dieser Kult überhaupt haust, dass sie so futuristische Gadgets haben. Nein, das macht keinen Spaß so.

Fazit: Ich hoffte wirklich, dass Haunt ein Beispeil für diese Serien wird, die erst später zu dem werden, was sie sein sollen. Gut und unterhaltsam, mit einem Gedanken immer dort, wo es herkam, wissend, dass alles besser wurde und sich entwickelte. Jetzt ist es aber eine dieser Serien, die nicht so richtig, aber eben doch ein bisschen, funktionierten, daher neugestartet wurden und jetzt komplett anders sind und all das verloren, was gut war. Das ist wirklich, wirklich schade. Vielleicht findet Haunt ja mit dem nächsten Band zu seiner Form zurück, umfasst dieser doch nur vier Ausgaben der Serie. Da mag ich noch sagen, dass das Kreativteam sich erst bewusst werden musste, was sie da tun. Hoffentlich wird es bald wieder besser.

 


4 Comments

Bendrix · 23. November 2012 at 1:11

Haunt hat vor allem aus einem Grund dies neue Ausrichtung bekommen: Capullo ist dem Rufe Batmans gefolgt und Kirkman hatte keinen Bock mehr (was sich ja schon mit dem unglaublich lahmarschigen letzen Arc angekündigt hat). Eine Neuausrichtung war unumgänglich. Das kann man mögen oder auch nicht, aber wie es war konnte es nicht weitergehen. Zumal ja auch Serienerfinder Kirkman ganz offensichtlich nicht wusste wo er langfristig mit dem Konzept hin sollte.
Als Heftchenleser kann ich sagen: So hart der Bruch auch ist, in Zukunft kommt, tröpfchenweise, wieder etwas aus den “alten” Haunt-Stories vor.

Marco · 23. November 2012 at 16:36

@Bendrix: Also würdest du sagen, dass es wieder besser wird, oder anders, oder gar schlecht?

Bendrix · 24. November 2012 at 15:29

Anders trifft es wohl am besten. Mir gefällt es besser als die zweite Hälfte Kirkman. Aber es ist nach wie vor etwas unstrukturiert.

Marco · 27. November 2012 at 21:08

@Bendrix: Ah, hm… irgendwie ist es schade, aber vermutlich muss ich mich da überraschen lassen *g*

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