Comicreview: Thunderbolts Band 1

Published by Marco on

THUNDERBOLTS1_SC_686[1]Herausgeber: Panini
Veröffentlicht: 22.10.2013
Künstler: Daniel Way, Steve Dillon
Art: Softcover (enthält “Thunderbolts” #1-6)
Seiten: 128
Sprache: deutsch
Preis: 14,99 €
U-Bahnlesetauglichkeit: Das passt gut in Kinderhände und Schulranzen
Rating: Nur 1 von 5 Thunderbolts fanden das gut. Deadpool, aber der ist eh irre.

Erhältlich bei Amazon (Partnerlink) oder direkt bei Panini, Leider ohne Leseprobe.

Als Comicleser kennt man ja den ein oder anderen guten Scherz. Zum Beispiel der hier: Gehen der rote Hulk, Deadpool, Elektra, der Punisher und Venom in eine Bar. Sagt der rote Hulk: “Lasst uns doch ein Antiheldenteam gründen, das Aufträge erfüllt, die normale Helden mit der Kneifzange nicht anfassen würden”. Sagt Deadpool: “Gibt es Tacos?” Alle lachen, außer der Punisher, der immer ein bisschen ernst schaut. Niemand sagte, dass Comicscherze gut sind, aber ob der Comic gut ist, in dem genau das passiert, erfahrt ihr in folgender Review.

Sie treffen sich also alle in einer Bar und Deadpool isst Tacos?

Genau so ist es leider nicht. Der Punisher wird nämlich rekrutiert, indem General Ross (genannt Thunderbolt oder Red Hulk) ihn vor die Wahl stellt: Entweder kann er von hunderten wütenden Mafiosi umgebracht werden oder er schliesst sich ihm an, während Deadpool beim Pantomimentöten, Venom irgendwo im krieg und Elektra während eines Auftragsmordes an irgendeinem Diktator aufgegabelt werden. Aus unerfindlichen Gründen besteht ihr erster Auftrag darin, den Diktator einer unbekannten Insel in Ozeanien zu töten, der sein Volk ganz furchtbar schlecht behandelt, wobei im Verlaufe der Geschichte herauskommt, dass dieser eigentlich von den USA eingesetzt, aber verlassen wurde (man kennt die Geschichte ja), er sich nun ein paar Söldner hält und sich nun noch schlechter seinem Volk gegenüber verhält. Außerdem gibt es dort noch einen Gammastrahlenreaktor und sowieso gibt es so viele Gründe, warum ein Team aus Antihelden dort aufräumen und möglichst viele Menschen und Meta-Menschen töten muss, dass einem irgendwann die eigentlichen Gründe gar nicht mehr so wichtig vorkommen.

Ist das jetzt etwas Gutes?

Es ist schwierig. Einerseits ist es ja etwas Gutes, wenn man gleich mehrere Charaktere in den Fokus rückt, von denen man nicht unbedingt viel weiß, die einem dadurch vielleicht etwas näher gebracht werden. Auf der anderen Seite ist es aber denkbar schlecht umgesetzt, wirkt stellenweise äußerst willkürlich, wie aus dem Lehrbuch, und ist durchgängig eigentlich gar nicht spannend. Und das obwohl Daniel Way hier der Autor ist. Dieser hat sich ja bereits mit seiner langjährigen Deadpool-Serie in unsere Herzen geschrieben, schafft es aber irgendwie nicht dieses Feuer mit in diese Serie zu bringen. Es geht sogar soweit, dass Deadpool sich in Elektra verknallt und sie in flagranti mit dem Punisher erwischt, nachdem die beiden ein paar Schurken umgebracht haben. Ich weiß allerdings nicht mehr, was diese Schurken genau motivierte, dafür aber noch, dass diese Eifersuchtsnummer überhaupt nicht zu Deadpool passt, zumal Elektra und er in diesem Comic kaum gemeinsame Geschichte haben. Außer lediglich, dass beide gefangen genommen werden, wobei Deadpool erschossen zurückgelassen wird. Hm.

Aber die Idee ist doch so super!

Die Idee hinter den Thunderbolts ist wirklich nicht schlecht. Ein paar Antihelden, die gar nicht so schlecht sein und die Welt in kleinen Stücken retten wollen, ist keine schlechte Sache, hierbei aber ziemlich schlecht umgesetzt. Das zieht sich leider auch über die Zeichnungen fort. Diese sind halt wirklich nicht besonders gut und wirken wie kolorierte und etwas aufwendiger schattierte Klowandbilder. Wüsste ich es nicht besser, hätte ich beim Stil eher auf Jacen Burrows getippt, der selten ein guter Zeichner ist, wenn es um Gesichter geht, aber total auf Gewalt steht und alles, was nichts mit Menschen zu tun hat, eigentlich ganz gut drauf hat. Aber tatsächlich ist es Steve Dillon, der mit seiner Arbeit an “Preacher” und “Hellblazer” ja nun wirklich alles andere als schlecht war. Was hier allerdings so grundlegend schief gelaufen ist – keine Ahnung.
Wenn man nämlich ein funktionierendes und großartiges Marvel-Antihelden-Team erleben möchte, sollte man viel eher ganz dringend zu “Cable & X-Force” greifen.

Disclaimer: Vielen Dank an Panini für das Rezensionsexemplar

7 Comments

Bendrix · 12. November 2013 at 16:59

Was hier schiefgelaufen ist, neben Way als Autor, ist die Tatsache, dass man Dillon einen Titel gegeben hat, zu dem er absolut nicht passt. Was in letzter Zeit leider häufiger passiert.

constantine · 12. November 2013 at 22:14

Tolle Marke eigentlich die Thunderbolts aber nur zu Zeiten von Baron Zemo. Die Serie habe ich geliebt! Enttäuschend dieser Abklatsch…

Marco · 13. November 2013 at 18:01

@Bendrix: Magst du den Way nicht? Echt? Ich meine… Deadpool? Das war doch mega.

@constantine: Ja also als Herzensfan solltest du wirklich die Finger davon lassen 🙂

Bendrix · 13. November 2013 at 18:09

Kenne seinen Deadpool nicht, weil…äh..Deadpool. Der Gag hat war schon in den 90er durch, was mich anbelangt.
Aber Way schreibt immer mal wieder Gurken. Nicht nur, aber es wundert mich nicht.

Kim · 16. November 2013 at 20:17

Cable & X-Force ist ebenfalls auf meiner Liste – die muss ich mir noch reinziehen. Aber auch die Thunderbolts interessieren mich nichtsdestotrotz.

Marco · 19. November 2013 at 20:55

@Bendrix: Du bist soooo ein Comicnerd 😛

@Kim: Dann liess mal erst die Thunderbolts, damit die die X-Force wieder aufheitern 🙂

Herr Friedersdorf (@Fadenaffe) · 12. November 2013 at 16:34

#MindsDelight Comicreview: Thunderbolts Band 1 http://t.co/AT11ksxCEe

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert