Comicreview: “Schattenspringer – Wie es ist, anders zu sein”

Published by Marco on

SCHATTENSPRINGERWIEESIST2CANDERSZUSEIN_Hardcover_292[1]Herausgeber: Panini
Veröffentlicht: 18.03.2014
Künstler: Daniela Schreiter
Art: Hardcover
Seiten: 160
Sprache: deutsch
Preis: 19,99 €
U-Bahnlesetauglichkeit: Das Format bietet es ja geradezu an.
Rating: Peter Pans Schatten jubelt stumm.

Kaufbar bei Amazon (Partnerlink) oder direkt bei Panini, mit Leseprobe bei mycomics oder ihr besucht Daniela direkt auf ihrem Blog.

Vermutlich kennt jeder Autisten und Leute mit dem Asperger Syndrom irgendwie aus dem Fernsehen. Oftmals sind sie besonders schlau, auf einem Gebiet besonders begabt, funktionieren in der Gesellschaft nicht so richtig gut und sind unglaubliche Nerds. Daniela Schreiter erklärt uns in ihrem autobiografischen Comic allerdings, dass das alles falsch ist, während sie uns aber auch erklärt, dass das alles stimmt. Es ist kompliziert. Vielleicht nicht so kompliziert, wie das Leben als Autist oder Aspie, aber kompliziert genug, dass sich ein Blick in ihren Comic mehr als lohnt. Versprochen.

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Versprochen?
Versprochen! Daniela berichtet in ihrem Debüt nämlich von ihrem Leben als jemand, der mit dem Asperger-Syndrom lebt, wobei es bei ihr erst recht spät diagnostiziert wurde. Das bedeutet natürlich, dass sie as Kind in Situationen geriet, die sie so nicht verstand oder gar verstehen konnte, weswegen sie sich als andersartig empfand, eben wie von einem fremden Planeten, was Aspies offenbar sehr häufig fühlen.
Und das finde ich äußerst bemerkenswert. Nicht, dass sie sich so fremd fühlte, was aber sicher auch bemerkenswert ist, sondern wie intim ihre Geschichten sind, entführt sie uns mit ihren Anekdoten doch tief in ihre Gefühlswelt, die wir vielleicht auf Anhieb nicht so richtig gut verstehen können. Allerdings gibt sie sich sehr große Mühe uns Nicht-Autisten zu erklären, warum die Dinge so sind, wie sie nun mal sind. Viele der Geschichten handeln von Zurückweisung und Hilflosigkeit und ich kann mir direkt vorstellen, wie unangenehm es sein muss, ein ganzes Buch damit füllen zu können. Daher muss man allein schon anerkennen, dass sie uns daren teilhaben lässt und so traurig es manchmal wirkt, so faszinierend ist es für den Leser aber auch. Es ist natürlich nicht die Art von Faszination, die man empfindet, wenn man ein fremdartiges Tier im Zoo betrachtet, sondern die jener Art, wenn man völlig neue Gefilde entdeckt, die so grundlegend anders sind als alles, was man bisher kannte.
Vielleicht muss ich aber dazu sagen, das ich mich recht oft darin wieder fand. Allerdings werden das sicher einige Leute, die gerne alleine sind und es auch sein können, manchmal einfach keine Energie für große Menschengruppen aufbringen können und sich in gewissen, äußerst speziellen Gebieten zu Experten mausern, bei der Portion Enthusiasmus, wie sie dafür aufbringen können. Zumindest hoffe ich das. Okay, ich entdeckte mich wirklich sehr oft darin wieder, allerdings bin ich auch einer von den Typen, die ihr Testament schreiben, wenn sie ihre Krankheitssymptome googlen, obwohl es am Ende nur eine kleine Erkältung ist.

Worauf willst du eigentlich hinaus?
Irgendwie habe ich schon wieder den Faden verloren. Was ich jedenfalls eigentlich sagen wollte ist, dass ich hier zum einen das Gefühl hatte sehr viel über diese Störung gelernt zu haben, obwohl, und das bemerkt Daniela selbst an einigen Stellen, jeder Autist natürlich unterschiedlich ist, sie sich aber doch alle irgendwie ähneln. Zum Anderen helfen ihre Geschichten aber uns Nicht-Autisten dabei, die Leute ein bisschen besser zu verstehen. Natürlich können wir nicht in deren Welt eintauchen, aber ich glaube es hilft uns an den richtigen Stellen ein bisschen mehr Verständnis aufzubringen oder manche Dinge einfach nicht zu hinterfragen, sondern einfach so anzunehmen. Denn im Vergleich ist das vermutlich wesentlich einfacher, als ständig an Reizüberflutung zu leiden oder in einer Welt zu leben, die völlig unlogisch funktioniert.

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Aber wie schockierend ist es denn nun?
Glücklicherweise gar nicht, dafür ist es aber packend, eben weil es so interessant ist. Daniela erzählt die Geschichten auch mit einer gewissen Leichtigkeit, die ihre Probleme auf eine recht witzige Weise darstellen, obwohl man auch oft das Gefühl hat, dass das alles doch viel schwerer für sie gewesen sein muss, als sie es darstellt. Vermutlich liegt das auch an den lockeren und durchaus sehr niedlichen Zeichnungen, in denen sich auch nicht selten einige popkulturelle Anspielungen verstecken. Das ist nämlich äußerst clever von ihr, da wir als Leser dadurch einen wesentlich leichteren Zugang dazu bekommen, ihr das Erzählen aber vermutlich aber auch viel leichter fällt.
Schockierend ist es also gar nicht, fesselnd dafür umso mehr und man kann als Leser durchaus dankbar dafür sein, dass sie uns das alles mal auf eine Weise aufgeschrieben hat, die wir gut verstehen können.

Vielen Dank an Panini für das Rezensionsexemplar

1 Comment

Herr Friedersdorf (@Fadenaffe) · 11. April 2014 at 15:28

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