Comicreview: “Harley Quinn” Bd. 1

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Sicherlich ist es kein Geheimnis, dass ich Harley Quinn als Figur ungeheuer gerne mag, weil mit ihr einfach so gut wie alles möglich ist und sie oftmals auch eine gewisse Tragik mitbringt, die sie zu einer sehr vielschichtigen, aber auch unberechenbaren Figur macht. Allerdings wollte ich einfach partout diesen Comics bzw. diese Serie nicht anrühren, eben weil sie von Jimmy Palmiotti und Amanda Conner geschrieben wurde. Gerade Palmiotti ist bestenfalls überschätzt, oft subjektiv einfach nicht gut und hat an sich auch ein ziemlich sexistisches Flair, das nicht besonders viel Spaß macht. Und gerade der durfte Harley Quinn schreiben? Da bin ich wirklich sehr zwiegespalten, aber ganz offensichtlich konnte ich mich am Ende doch selbst dazu überreden einen Blick in diesen Comic zu werfen. Hoffentlich habe ich es nicht bereut.

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Bitte hasse es nicht

Ich muss es direkt los werden: Es ist besser, als ich dachte, meine Befürchtungen erfüllen sich, man erkennt die Inspirationen, aber ich habe nicht bereut, dass ich es gelesen habe. Das Heft setzt sich nämlich aus den Ausgaben 0-3 zusammen, was bedeutet, dass in der #0 ihre Vorgeschichte erzählt wird und gerade dieser Teil ist wirklich sehr clever und wirklich toll. Hier sucht sie nämlich, ständig die vierte Wand durchbrechend, einen neuen Comiczeichner, während Palmiotti und Conner im ständigen Dialog mit ihr stehen. Das ist nämlich deswegen clever, weil sie die verschiedenen Zeichner (die mitunter auch als Gastzeichner antreten) ausprobiert. Und darunter sind eben solche Größen wie Becky Cloonan, Jim Lee, Jeremy Roberts, Darwyn Cooke und eben auch Bruce Timm. Aber wenn der, als quasi Erfinder der Figur, nicht dabei gewesen wäre, hätten wir wirklich beleidigt sein dürfen.
Ansonsten bekommt Harley von einem alten Verehrer ein haus geschenkt, in dem sich allerlei lustige Bewohner und ein Museum für Massenmörder tummeln, in dem sie allerdings auch die Miete kassieren muss. Weil die Einnahmen allerdings nicht zur Deckung der Kosten ausreichen, muss sie mitunter auch wieder ihren alten Job als Psychologin antreten, während sie auch mit ihrer Freundin Poison Ivy ein Rudel Hunde vor dem zwangsläufigen Tod im Tierheim rettet und sich vor ein paar liebestollen Verehrern retten muss, die sie Poison Ivys Aphrodisiakum zu verdanken hat. Und dann ist da noch ein mysteriöser Widersacher, der ein sehr hohes Kopfgeld auf sie aussetzte.

Und natürlich steht ihr ein ausgestopfter und leicht angekokelter Bieber zur Seite, mit dem sie noch natürlicher auch redet.

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Ähm…

Die erste Story aus der #0 ist wirklich, wirklich richtig gut, eben weil sie so clever ist und wunderbar als Metastory funktioniert. Der Rest ist allerdings auch völlig in Ordnung, wobei man die Inspiration an Deadpool, gerade was beispielsweise den sprechenden, ausgestopften Bieber angeht, förmlich greifen kann. Aber eben auch dieses irre, unberechenbare, der Hang zu maßloser Gewalt und diese gewisse Absurdität, sowohl die der Figur als auch die der Stories, zwingen einem einen Vergleich zum Merc with a mouth geradezu auf. Womöglich ist das sogar okay, aber als jemand, der Harley in dem typischen Harlekin-Outfit nach Bruce Timm kennengelernt hat, finde ich diese ganze Sexyness ein bisschen anstrengend. Vielleicht ist es ein bisschen der Zahn der Zeit, wenn man es gut meint, kann man darin vielleicht auch eine Emanzipation vom Joker (der ist ja jetzt nicht mehr ihr Boyfriend) hineininterpretieren, aber irgendwie… Wenn sie sich dann im Negligé räkelt (wenn auch umringt von blutigem Werkzeug) oder lasziv drein blickt (in einer Zwangsjacke) oder sich als Rollergirl gibt (umsäumt von anderen toten Rollergirls) sind da wirklich sehr schöne Cover mit diesem Crazyness-Twist, den man auch erwartet und der die Bilder wirklich gelinde gesagt cool macht, aber trotzdem fühlt es sich irgendwie merkwürdig an. Immerhin gibt es ja auch eine Storyline, die sie für alle Männer unwiderstehlich macht und sowieso ist das alles sehr forciert sexy. Vielleicht bin ich da aber nur übervorsichtig, weil an sich ist es schon ein sehr guter Comic und ich hatte auch erstaunlich viel Spaß. Aber ein bisschen schäme ich mich dafür auch.

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Erscheinungsdatum: 04.11.2014
Seiten: 100
Format: Softcover
Original-Storys: “Harley Quinn” #0-3
Autoren: Amanda Conner, Jimmy Palmiotti
Zeichner: Chad Hardin
Preis: 9,99 €
U-Bahnlesetauglichkeit: Es ist ein bisschen sexy. Ein bisschen sehr sexy.
Rating: 4 von 5 vor Freude jaulende Hunde.

Disclaimer: Vielen Dank an Panini für das Rezensionsexemplar

1 Comment

Master Marco? Polo! (@Fadenaffe) · 21. Januar 2015 at 18:00

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