Comicreview: Deadpool vs. Hawkeye

Published by Marco on

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Ich verstehe ja auch nicht, warum ein Miteinander in Comics trotzdem als Versus bezeichnet wird. Allerdings treffen hier auch zwei bzw. drei so unterschiedliche Charaktere aufeinander, dass es zwangsläufig, wie auch immer, ein Gegeneinander ist, obwohl sie zusammen den gleichen Fall bearbeiten: Die Rede ist natürlich von den beiden Hawkeyes, Clint Barton und Kate Bishop, und Deadpool, die irgendwie in eine Geschichte voller Zombies, Verschwörungen und einer schwarzen Katze.

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Wenn ihr jetzt glaubt, dass die Geschichte vermutlich total absurd, abgefahren und ein bisschen wirr ist, dann habt ihr recht. Wenn ihr darüber hinaus aber auch noch denkt, dass sie wirklich nicht besonders gut sein kann, weil der erste “Hawkeye Megaband” (Review hier) optisch wie auch inhaltlich unglaublich großartig war und so gar nicht zu dem für Deadpool typischen Wahnsinn passt, dann irrt ihr euch nämlich gewaltig.
Vielleicht könnte man sagen, dass dies hier eine Parodie auf die Serie von Matt Fraction und David Aja ist, tatsächlich fühlt es sich aber viel mehr nach einer Hommage an. Wir sehen hier optisch wieder einen ganz ähnlichen Stil, wie auch im ersten “Hawkeye” Megaband, bekommen darüber hinaus aber eine Story mit unglaublich gut gezeichneten Charakteren. Es ist fast als hätten sich Matt Fraction, Brian Posehn und Daniel Way eines abends bei einem Glas Rotwein zu viel etwas zu gut verstanden und das Ergebnis dieses Abends, über den keiner von den dreien jemals reden wird, Gerry Duggan genannt (Rob Liefeld und Fabian Nicieza standen nur daneben, fanden das alles aber ziemlich in Ordnung).

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Es ist nämlich Halloween und Deadpool begleitet seine Tochter (ja, er hat eine Tochter) zu Hawkeye, der als Ultron verkleidet Süßigkeiten verteilt, als ihn plötzlich ein Typ um Hilfe bittet, der kurz darauf stirbt. Klar, dass sich die beiden direkt zusammen tun, um das alles zu untersuchen, wobei sie auf gehirngewaschene Leute treffen, die zu allem noch als Superhelden verkleidet sind, sich wie willenlose Zombies bewegen und bei dem ersten Anzeichen einer aussichtslosen Situation direkt Selbstmord begehen.
Ziemlich schnell ist auch Kate Bishop an Bord, die sich erstaunlich gut mit Deadpool versteht, während er mit Hawkeye so manches mal aneinander gerät, was einfach an der grundlegend unterschiedlichen Auffassung von Problemlösungen liegt. Es ist eben Bogen vs. Pistole oder eher Bogen vs. Pistole und Gewehe und Granaten und Schwerter und Raketenwerfer.
Trotzdem ist Deadpool die ganze Zeit so Bedacht, dass er seine Maske ein Stück hochschiebt, damit Hawkeye immerhin seine Lippen lesen kann (Hawkeye ist übrigens gehörlos) und genau das sind die kleinen Details, die den Comic so wunderbar machen. Wir haben Deadpools verrückte Unberechenbarkeit auf der einen Seite und Hawkeyes Stil (mit der ganzen Darstellung der Gebärdensprache wie im Megaband) auf der anderen und zwischendrin irgendwo eine Kate Bishop, die ihre Liebe für Raketenwerfer entdeckt, sofern die beiden Hawkeyes Deadpool nicht gerade zeigen, wie man richtig Videospiele spielt.

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Irgendwo ist da natürlich auch eine spannende Story versteckt, in der Black Cat versucht Menschen zu kontrollieren, um an Daten zu kommen, die alle im Dienst befindlichen S.H.I.E.L.D.-Agenten aufzeigen, aber eigentlich ist das nur der Motor, der dieses Deadpool-Hawkeye-Gespann erst antreibt. Man kann sich auch nie wirklich sicher sein, wohin die Reise als nächstes geht, aber wie es eben immer so ist, machen die vielen kleinen Zwischenstopps mehr Spaß, als dann tatsächlich am Ziel anzukommen.

Das einzige, was vielleicht ein bisschen nervt, ist, dass man vorher ein paar andere Comics gelesen haben muss, um wirklich zu verstehen, worum es hier geht. Nicht von der Story hier, tatsächlich ehre wegen der Scherze und Anspielungen. Man braucht den aktuellen “Deadpool”-Run, um zu wissen, warum Preston ein Roboter ist, warum ein Geist in Deadpools Wohnung lebt und um zu wissen, dass er eine Tochter hat. Außerdem muss man den “Hawkguy”-Megaband gelesen haben, um den Stil zu erkennen und um zu wissen, warum da zwei Hawkeyes sind und was deren Verbindung zueinander ist. Aber eigentlich muss man das nur müssen, damit man es richtig wertschätzen kann. Glücklicherweise sind das allerdings sehr gute Comics, weswegen das eigentlich auch keine Strafe ist.

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Erscheint am: 21.07.2015
Seiten: 124
Format: Softcover
Original-Storys: “Hawkeye vs. Deadpool” #0-4
Autor: Gerry Duggan
Zeichner: Matteo Lolli, Jacopo Camagni
Preis: 14,99 €
U-Bahnlesetauglichkeit: Ich musste so viel kichern, dass es mir echt unangenehm war. Und das in einer Berliner U-Bahn.
Rating: Man kann ganz einfach seine Laune verbessern, indem man ganz oft und ganz schnell “Beep-boop” sagt. Ungefähr so ist der Comic.

Disclaimer: Vielen Dank an Panini für das Rezensionsexemplar!

1 Comment

Marco (@Fadenaffe) · 6. August 2015 at 17:42

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