Fasten? Das wäre ja nichts für mich…
Kuchen vermisse ich ja schon auch ein bisschen, aber tatsächlich ist es immer noch der Kaffee, der einen besonderen Platz in meinem Herzen hat. Aber ich muss sagen, dass es so nach etwas über einer Woche, fast schon zwei, tatsächlich ziemlich gut funktioniert. Tee ist okay, aber ich glaube, dass ich einfach auch die Entzugserscheinungen überwunden habe und jetzt schon fast wie ein normaler Mensch ohne Koffein funktioniere. So ein bisschen. Schwierig ist es natürlich immer noch, dafür habe ich aber echt das Gefühl, dass ich viel besser schlafe. Abends bin ich müde, ich schlafe dann einfach irgendwann ein und morgens bin ich mehr oder weniger fit. Wir wissen natürlich alle, dass sich das schnell wieder ändern wird, wenn die Fastenzeit vorbei ist und ich wieder fleißig Kaffee trinke, wie ein richtiger Erwachsener, aber für den Moment ist das tatsächlich eine überraschend erfrischende Erfahrung und ein Beweis meiner Willensstärke.
Ich erzähle natürlich auch Leuten davon, klar. Man wird halt gefragt, warum man auf einmal kein Fleisch mehr isst (mittwochs ist ja Schnitzeltag in dem einen Restaurant, wo wir immer gerne zum Mittag hingehen), keinen Kaffee mehr trinkt oder auf Süßigkeiten verzeichtet. Und man hört dann erstaunlich oft so Dinge wie “also ich könnte das ja nicht” oder “das wäre mir ja nichts”. Anfangs fand ich diese Reaktion irgendwie doof und dachte, dass das andere ja nicht machen müssen, dass es gerade nicht um sie geht oder sie niemand dazu zwingt, Verzicht zu üben. Niemand muss sich seine Willensstärke beweisen und ich will auch gar keine Ausreden hören, warum andere Leute das nicht können oder wollen oder für nötig empfinden.
Mittlerweile sehe ich das aber tatsächlich ziemlich anders. Dieses “das wäre nichts für mich” ist nicht als Bewertung zu betrachten, sondern viel mehr als eine Form der Empathie. Wenn Leute, denen man doch mehr oder weniger nahe steht, so etwas sagen, ist das glaub ich weniger eine Wertung der Sache, sondern viel mehr der Versuch sich spontan mit etwas auseinanderzusetzen, das sich so noch nicht in ihrem Bewusstsein befand. “Ich habe Weihnachten in der Stadtmission ausgeholfen.” – “Das wäre mir ja nichts” bedeutet nicht, dass man es doof oder fremd findet. Man versucht sich viel eher in diese Situation zu denken und erkennt, wie schwierig oder unangenehm das sein könnte. Tatsächlich habe ich das so oder so ähnlich auch bei mir beobachtet. “Ich bin jetzt erstmal 5 Wochen in Thailand” – “Wow, das wäre mir ja nichts” heißt nicht, dass ich das für eine blöde Idee halte, sondern dass ich anerkenne, wie schwierig und umständlich das sein kann, wie fremd, wie ungewohnt.
Ich glaube ganz fest, dass das nur wieder eines der sprachlichen Hindernisse ist, denen wir einfach täglich gegenüberstehen. Wenn man einfach nicht die richtigen Worte findet, um seine Befindlichkeiten auszudrücken und es der Empfänger dann einfach ein bisschen falsch bewertet. Vielleicht sehe ich das aber auch nur deswegen so, weil ich nicht glaube, dass Leute einem wirklich Schlechtes wollen und am Ende jeder irgendwie ein okayer Typ ist. Irgendwie, irgendwo, ganz tief drinnen. Aber so eine Einstellungssache ist vermutlich auch nichts für jeden.
2 Comments
Niklas · 16. März 2017 at 8:54
Habe auch mal versucht eine Fastenwoche einzuschieben und bei mir hat das überhaupt nicht geklappt… Lieber mal eine Woche auf Gemüse und Rohkost umsteigen, das fällt leichter und ist auch super gesung! 🙂
Ihr Jonathan Frakes. (@Fadenaffe) · 14. März 2017 at 15:10
Fasten? Das wäre ja nichts für mich… https://t.co/Fs1J89GdwW