Comicreview: Das Marvel-Universum – 100 Jahre Marvel
Bis Marvel zu der Naturgewalt in unserer Popkultur wurde, die es heute ist, war es natürlich ein sehr langer und schwieriger Weg. Erst in den letzten Jahren, so scheint es, sind Comics wirklich im Mainstream angekommen und man wird nicht mehr müde belächelt, wenn man zugibt, dass man total auf Comics steht. Aber wie wird es im Jahr 2061 aussehen, wenn Marvel sein 100. Jubiläum feiert? Das weiß ich nicht und das verrät uns auch der vorliegende Comic nicht. Viel mehr wirft er einen Blick in die Zukunft äußerst beliebter Helden und zeigt uns welche Abenteuer auf sie warten könnten.
Das Buch teilt sich in fünf äußerst verschiedene Teile, wovon jeder einzeln als Single Issue erschien und weswegen es vermutlich Sinn macht, kurz über jeden einzelnen zu reden. Tatsächlich hatte ich manche davon bereits auf englisch gelesen, aber das macht ja eigentlich auch keinen wirklichen unterschied für diese Review hier. Das ist nur eine unwichtige Info am Rande, mit der ihr machen könnt, was ihr möchtet.
Spider-Man: 100th Anniversary Special
In dieser Ausgabe muss sich Spider-Man seines alten Feindes Venom erwehren, der blöderweiese gerade am Kingpin, seinem anderen alten Feind, hängt und über die Fähigkeit verfügt, über vernetzte Geräte zu wandern. Das ist vor allem unpraktisch für Spider-Man, da in der Zukunft wirklich alle Geräte miteinander verbunden sind und King-Venom-Pin ihn überall hin verfolgen kann. Es endet in einem ziemlich spektakulären Kampf der beiden im Wald, wo Venoms Vorteil ihm halt nichts nützt, Spidey aber ein Feuer legen kann, um Venom vom Kingpin zu lösen. Es endet mit einem gebrochenen Peter Parker, der wieder in seiner Wohnung sitzt und sein Kostüm flickt.
Gezeichnet ist es wirklich irre schön, fast schon realistisch und bedrohlich, allerdings kommt einem die Geschichte wirklich recht kurz vor. Okay, das Format gibt da leider gerade nicht mehr her, aber es wirklich wirklich nur wie ein kurzer Blick in die Zukunft, die vielleicht sein könnte.
X-Men: 100th Anniversary Special
In der Zukunft ist Cyclops Präsident der USofA, was natürlich einigen Leuten gegen den Strich geht. Allen voran jenen, die sowieso schon immer ein Problem mit Mutanten hatten, weswegen Scott Summers von einem Attentäter angegriffen wird. Zusätzlich wird er auch noch von Visionen seiner verstorbenen Frau Emma Frost geplagt und gerade, als alles richtig schlimm wird, taucht plötzlich der Phoenix in Gestalt von Jean Grey auf, die ihm sagt, dass alles wieder gut werden würde, wenn sie die Zeit für ihn zurück dreht. Alles, was die Mutanten erreicht haben, wäre damit zunichte gemacht, aber immerhin würde es dann nicht noch schlimmer werden.
Es ist an sich ziemlich nett, aber eben doch eine ziemlich vorhersehbare Entwicklung. Gut, dass grade Cyclops zum Präsidenten wird, passt vielleicht nicht so richtig gut zur aktuellen Entwicklung der X-Men, aber es ist auch schön einige bekannte Gesichter wieder zu sehen, die wir schon in der Zeitreise-Story der X-Men kürzlich sahen. Es ist ziemlich okay.
Avengers: 100th Anniversary Special
In dieser Zukunft wurde die Erde von Außerirdischen, den Badoon, angegriffen und Nordamerika wurde in die Negativ-Zone verbannt. Die meisten Helden sind tot und alte Feinde wittern ihre Chance. Problematisch ist es aber vor allem deswegen, weil lediglich Beta Ray Bill, eine Inkarnation von Doktor Strange und Rogue die Avengers auszumachen scheinen. Gerade dann greift der Mole Man mit seinen Imps an, um sich seinen Vorteil zu verschaffen, aber Strange erkennt die wahren Motive – eigentlich suchen sie nur ein zuhause. Und weil ja gerade Platz an der Stelle ist, wo sich mal die USofA befanden, erschafft er dort ob seiner magischen Kräfte eine Insel, auf der sie zufrieden leben können.
Diese Ausgabe mag ich glaube ich am liebsten, weil sie eine Optik hat, die mich sehr stark an Moebius erinnert. Nur halt bunter, dafür aber ebenso detailliert und abgefahren, auf jeden Fall aber irre hübsch. Die Story, na ja, sie sorgt eher dafür, dass man mehr über die Umstände dieser Welt erfahren möchte.
Fantastic Four: 100th Anniversary Special
Ich glaube in dieser Ausgabe gibt es die fremdartigsten Entwicklungen von allen Heften. Hier bestehen die Fantastic Four nämlich unter anderem aus den Enkeln von Reed und Sue Richards, deren Tochter offenbar irgendwas mit einem Banner hatte. Auf jeden Fall sind Reed und Johnny aber mit einem Raumschiff verschwunden und tauchen erst Jahre später wieder in unserer Zeit auf, in der Sue vergreist ist und Ben Grimm ewig inhaftiert war. Am Ende taucht dann natürlich auch noch Galactus auf, aber da sind die Fantastic Four schon lange zu elft und irgendwie sind alle miteinander verwandt.
Vermutlich hat man beim lesen dieses Comics genau das gleiche Gefühl, als würde man bei der 60. Ausgabe in eine sehr erfolgreiche und lange laufende Serie einsteigen. Man versteht einfach nicht besonders viel und sicherlich wird auch ein bisschen was erklärt, aber puh, ich bin einfach ein bisschen von der Komplexität überwältigt und von den Zeichnungen beeindruckt, denn die sind wirklich sehr hübsch.
Guardians of the Galaxy: 100th Anniversary Special
Zum 100. Jubiläum des Verlags befinden sich die Guardians eher bei den Originalen Guardians, als bei denen, die wir durch den Film kennen. Vance Astro, Charlie-27 und Drax, sie sind alle da. Darüber hinaus allerdings auch Groot, die Iron-Man-Roboterarmee, Rocket & die Raccoons, offenbar sowas wie seine Ziehkinder, und Star Lord in Form von Gamorra. Und sie alle müssen sich dem Silver Galactus erwehren, der noch mächtiger ist, als sowieso schon. Zwar bekommen sie auch Hilfe von Cosmo, allerdings ist Vance Astro gerade der Herold von Galactus und eigentlich…. eigentlich ist es Peter Quill mit Maske. Wieder so ein Comic, über den man gerne viel mehr erfahren würde. Verdammt.
Fazit: Es ist schon alles ziemlich abgefahren und eine ziemlich nette Idee, Geschichten zu erzählen, als wären es Hefte aus der Zukunft. Es nervt nur ein bisschen, weil man bei manchen wirklich gerne dran bleiben würde, weil sie nicht nur irre hübsch gezeichnet sind, sondern auch coole Geschichten zu sein scheinen. Gerade die Guardians und die Avengers sind thematisch so interessant, dass ich das Jahr 2061 echt kaum erwarten kann. Aber wer weiß, was uns bis dahin noch alles erwarten wird.
Kaufbar bei Amazon (Partnerlink) oder direkt bei Panini, leider leider ohne Leseprobe.
Erstveröffentlichung: 18.08.2015
Format: Softcover
Seiten: 124
Preis: 14,99 €
Autoren: Jen Van Meter, Andy Lanning, Ron Marz
Zeichner: James Stokoe, Gustavo Duarte, Jason Masters
Storys: “Spider-Man: 100th Anniversary Special”, “X-Men: 100th Anniversary Special”, “Avengers: 100th Anniversary Special”, “Fantastic Four: 100th Anniversary Special”, “Guardians of the Galaxy: 100th Anniversary Special”
U-Bahnlesetauglichkeit: Das Cover ist ein bisschen gruselig, inhaltlich ist es aber okay
Rating: 4 von 5 Geschichten würde ich jedem empfehlen, aber ich verrate euch nicht welche. Ätsch.
5 Comments
Die eskapistischen Links der Woche – Ausgabe 45/2015 | nerdlicht.net · 6. November 2015 at 10:10
[…] Delight legt uns ein interessantes Comicheft mit Geschichten aus der Zukunft ans Herz: 100 Jahre Marvel. Klingt sehr interessant. Ditt koof ick […]
Das 500-Artikel-Jubiläums-Spektakel: Star Wars, Weihnachtsbeute, Jahreswechsel und mehr – nerdlicht.net · 7. Januar 2016 at 13:54
[…] Endlich nenne ich Bennys RAUMSCHIFF!!! mein Eigen. Großartige Homage an die guten alten Lego-Raumschiffe der 80er. Der Weihnachtsmann brachte die Comicversion von Herrn Lehmann, die Extended Edition des letzten Hobbits, Star-Lords RAUMSCHIFF und drei Herren für meine neue Sammlung – ich werde berichten. Und schließlich reichte man mir noch diese zwei Comic-Perlen nach: Band 2 der großartigen Hawkeye-Reihe und den vom Fadenaffen wärmstens empfohlenen Band 100 Jahre Marvel […]
Lesetagebuch: Herr Lehmann, Vater und Sohn, Olympos, Steam Wars, Perry Rhodan und eine Menge Marvel-Comics – nerdlicht.net · 12. Januar 2016 at 15:05
[…] Jahre Marvel: Der gute Fadenaffe hat unlängst diesen Band empfohlen, in dem so getan wird, als befänden wir uns in den 2060er […]
Lesetagebuch: Batman-Entzug, immer noch Olympos, Vader Down und noch mehr Marvel – nerdlicht.net · 19. Januar 2016 at 16:13
[…] Jahre Marvel: Einst vom Fadenaffen empfohlen habe ich mir diesen hübschen Band zu einer der winterlichen Festivitäten schenken […]
Lesetagebuch: Batman-Entzug, immer noch Olympos, Vader Down und noch mehr Marvel | nerdlicht.net · 22. Juni 2022 at 10:55
[…] Jahre Marvel: Einst vom Fadenaffen empfohlen habe ich mir diesen hübschen Band zu einer der winterlichen Festivitäten schenken […]