Comicreview: “Aâma 1: Der Geruch von heißem Staub” von Frederick Peeters (inklusive Verlosung)

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Ohne jegliche Erinnerung daran, was er an diesem staubigen Ort vorhatte oder wie er dort hin kam, erwacht Verloc Nim neben einem Tagebuch und begrüßt von einem Zigarre rauchendem Gorilla, dem merkwürdigerweise das Fell an seinen Beinen fehlt. Beim Durchblättern des Buches stellt er fest, dass er es geschrieben hat und der Affe, der eigentlich ein behaarter Cyborg namens Churchill ist, erklärt ihm, dass er eins mit seinem Bruder auf einen fremden Planeten reiste, um in einer Forschungsstation nach dem Rechten zu sehen, zu der schon länger der Kontakt abgebrochen war.

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Der Planet, auf dem wir uns befindet, wird Ona (Ji) genannt und ähnelt sehr unserer Erde, als diese noch unbewohnt und von einer giftigen Atmosphäre umgeben war. Genau auf diesem Planeten befindet sich eine Forschungsstation einer Bio-Tech-Firma, die keinen Kontakt mehr zur Zentrale hat, was der Bruder von Verloc untersuchen soll. Kurz vor der Abreise allerdings treffen die beiden aufeinander und es stellt sich heraus, was Verloc Nim eigentlich genau für ein Mensch ist. Während sein Bruder sehr erfolgreich in seinem Job ist und ein höchst futuristisches Raumschiff steuert, ist Verloc ein ziemlicher Versager, der seine Ex-Partnerin und seine Tochter nicht mehr sehen darf, den Buchladen, den er von seinem Vater erbte, an einen Betrüger verlor und jeglicher Technik höchst skeptisch gegenübersteht, sie sogar ablehnt. Man kann durchaus sagen, dass es da, wo er sich befindet, nicht mehr weiter bergab gehen kann. Klar, dass Verloc nicht viel zu verlieren hat, würde er seinen Bruder begleiten.

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Auf dem Planeten Ona angekommen, können sie die Forschungsstation ausfindig machen. Allerdings stellt sich heraus, das die Sorgen um die Station durchaus berechtig waren. Wegen des langen Kontaktabbruchs hat sie die Gesellschaft der Wissenschaftler in zwei Langer gespalten: Die eine Gruppe will den gegebenen Forschungsauftrag wie abgesprochen ausführen, während die andere Gruppe glaubt, sie wären von der Firma verlassen und könnten nun ebenso die Station verlassen, um eigene Forschungen zu betreiben. Diese Forschungen drehen sich um eine Substanz namens Aâma, die aus Nano-Robotern besteht, die sich, wie eine technische Ursuppe, untereinander vernetzen und zusammen weiter entwickeln können. Und zu allem Überfluss befindet sich in der Gruppe der gebliebenen Wissenschaftler auch noch ein kleines Mädchen, das Verlocs Tochter zum Verwechseln ähnlich sieht!

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Ich bin persönlich ein bisschen zwiegespalten, wie ich den Comic finden soll, wobei ich mich eigentlich nur nicht zwischen gut und sehr gut entscheiden kann. Was ich besonders mag, ist vor allem der Stil der Zeichnungen, die gerne mal an die Werke von Moebius erinnern können. Vor allem sind die Gerätschaften manchmal so futuristisch, dass man gar nicht abschätzen kann, wie weit in der Zukunft die Geschichte nun spielen könnte. Das Raumschiff ist eine Art kristallenes Gebilde, es gibt implantierbare Atemfilter und Roboter sind so weit entwickelt, dass sie problemlos als Affen auftreten können. Gleichzeitig gibt es aber auch noch echte Bücher und eben auch Leute, die nur so viel Technik wie nötig in ihr Leben lassen wollen.
Aber auch die Story ist ganz schön fesselnd. Verloc Nim ist für mich kein Stück sympathisch, sein Bruder noch weniger und Churchill ist mir suspekt. Allerdings ist das alles so gut geschrieben, dass man unbedingt erleben will, wie Verloc als nächstes versagt. Versteht mich aber bitte nicht falsch, wenn ich das extra so betone, denn dies ist keine Geschichte eines sympathischen Losers. Dies ist Hardcore-Science-Fiction auf Asimov- oder Lem-Niveau, mit einem ganz ähnlichen, merkwürdigem Humor und einer heiteren Düsternis. Ich glaube wir dürfen sehr gespannt sein, wie sich diese Serie weiterentwickeln wird.

Kaufbar bei Amazon (Partnerlink) oder direkt bei Reprodukt, wo es auch eine sehr ausführliche Leseprobe gibt.

Erschienen am: 08.11.2014
Seiten: 88
Format: Broschiert
Autor: Frederik Peeters
Preis: 20 €
U-Bahn-Lesetauglichkeit: Das Format ist leider ein bisschen zu groß zum Lesen in der U-Bahn.
Rating: Da steckt sich Churchill schon mal 5 von 5 Zigarren an, während er den Robot tanzt

Gewinnspiel: Und weil ja auch bald Weihnachten ist und ihr ja alle dieses Jahr so artig wart, hat Reprodukt mir freundlicherweise neben dem Rezensionsexemplar auch noch eines zum Verlosen bereitgestellt. Und das seid ihr jetzt doch bestimmt mega heiß drauf!
Alles, was ihr dafür tun müsst, ist mir bis zum einschließlich 11. Dezember 2014 in die Kommentare zu schreiben, welche Fraktion ihr in so einer Zukunft vertreten würdet: So viel technische, lebenserleichternde Implantate in den Körper, wie rein passen, oder würdet ihr lieber genau so bleiben, wie ihr geboren wurdet?


11 Comments

Pascal Pecka · 4. Dezember 2014 at 16:56

Tja würde so bleiben, wie ich bin…

Wird ja sicherlich einen guten Grund geben, warum die Dinge so sind, wie sie sind.

Fredo Meins · 4. Dezember 2014 at 16:58

Implantate würden mich schon reizen. Aber nicht zur Optimierung sondern zur “Reparatur”. Wobei eine Reparatur auch eine Art der Optimierung ist. 😉

37 · 5. Dezember 2014 at 11:53

Ich würde mich zum jetzigen Zeitpunkt wohl gegen Implantate entscheiden, aber mal gucken was die Zukunft bringt. Ein paar technische Modifizierungen à la Deus Ex könnten mich dann wahrscheinlich doch reizen.

L.B, · 5. Dezember 2014 at 23:06

Als alter Shadowrunner bin ich natürlich ein großer Freund von Cyberimplantaten. Daher…her mit den Prothesen und Updates 🙂

hapa · 7. Dezember 2014 at 0:48

will auch so bleiben wie ich bin…
und ich will den comic! 😉

principe · 7. Dezember 2014 at 9:55

360° Radarsinn oder einfach Nebenhohlen, die nicht mehr verstopfen, würde ich schon mitnehmen. Genau wie das Comic.

OdaYukimura · 8. Dezember 2014 at 13:42

Auf beiden Augen zu sehen wäre schon knorke, ich würde mich sowas von “upgraden” 😀

[jo.han.nes] · 8. Dezember 2014 at 15:25

Verbesserte Grafikkarte, mehr SSD Speicher und ein Backup-Modul. 😉

Marco · 17. Dezember 2014 at 19:49

Ich habe das hier jetzt ausgelost und obwohl eure Antworten natürlich alle ganz schön toll waren, hat sich das Los nur für einen entschieden. Dieser sollte jetzt eine Mail mit weiteren Anweisungen bekommen. 🙂

dermarcohalt · 14. September 2015 at 15:23

Ich liebe die Serie! Eine Mischung aus Stanislaw Lem, Philip K. Dick und Flash Gordon. Es gibt selten eine derart gute Mischung aus anspruchsvoller und unterhaltsamer Science Fiction.

Hier ist meine Meinung zum dritten Band: https://zwieklugscheisser.wordpress.com/2015/05/08/zuletzt-gelesen-017-aama-3/

Rex Plosion (@Fadenaffe) · 4. Dezember 2014 at 16:50

#MindsDelight Comicreview: “Aâma 1: Der Geruch von heißem Staub” von Frederick Peeters (inklusive Verlosung) http://t.co/WlVXeYJSY9

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